Teil 2 Katzenkommunikation: von Grant bis entspannt

Unsere Katzen sprechen mit ihrem ganzen Körper
(c) Photo: miezekieze auf Pixabay
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Verhalten, Katzensprache, Kommunikation, Mag.a Ingrid Harant - news 12/03/21

  • Verhaltensexpertin und Tierärztin Mag.a Ingrid Harant über Katzenkommunikation. 
  • Katzensprache ist mehr als „Miau“:
  • noch deutlicher als Menschen sprechen Katzen mit dem ganzen Körper.
  • Diese Kommunikationsweise zu verstehen hilft auch im Zusammenleben von Mensch und Katze. 

Für uns Menschen am deutlichsten zu entschlüsseln sind zwei kätzische Körperhaltungen:

  1. das wohlig-entspannte Dösen und
  2. der wehrhafte Katzenbuckel.

Zwischen diesen beiden Polen gibt es etliche körpersprachliche Ausdrucksweisen, die unterschiedliche Emotionen wie Befindlichkeiten spiegeln, von gelassen bis empört.

1. Mit der Haltung des Schwanzes

  • Gesträubt signalisiert der Schwanz einerseits positive Aufregung wie etwa beim Spiel, andererseits auch Unsicherheit oder Aggression.
  • Waagrecht nach hinten gerichtet und gesträubt wird die Rute bei Angriffslust,
  • zeigt die Schwanzspitze nach unten oder wird der Schwanz zwischen die Beine auf den Bauch geklemmt, ist die Katze unsicher und ängstlich. 
  • Eine wippende Schwanzspitze drückt wiederum innere Erregung aus - etwa bei der Jagd, wenn die Tiere in höchster Konzentration ein Mauseloch fixieren.
  • Das Schlagen mit dem Schwanz ist aber auch ein Zeichen für Aggression oder einen inneren Konflikt bei Situationen, die behaglichen und unangenehmen zugleich sind. 
  • So ist, neben subtilen Zuckungen im Rücken, das unruhige Bewegen der Schwanzspitze ein erster Hinweis für Unbehagen, wenn dem Stubentiger das Schmusen und Streicheln zu viel wird und er demnächst die Krallen sprechen lassen wird.

KatzenbesitzerInnen, die die Vorwarnungen als „Es reicht!“ zu respektieren lernen, können das Zusammenleben mit dem Liebling meist frei von Blessuren genießen. 

2. Mit Augen und Ohren

Typisch für Stresssituationen ist auch die Veränderung der Pupille, die nicht nur auf den Lichteinfall sondern auch den nervlicher Zustand des Tiers reagiert.

  • Bei Angst und Aggression wird die Pupille weit, beim Angriff dann oft wieder schmal.
  • Anstarren, besonders mit nach vorne gestrecktem Körper, gilt unter Katzen als provokant, unhöflich und aggressiv.
  • Drehen Katzen sich dann weg und schauen wie unbeteiligt zur Seite, ist das ein Versuch der Beschwichtigung des Gegners. 
  • Ist der Ärger jedoch massiv, wird das noch deutlicher mittels Imponiergehabe gezeigt. Der Kater oder die Katze macht sich bedrohlich groß und einen Buckel, sträubt die Haare und kommt seitlich auf den Gegner zu, um in der ganzen Größe wahrgenommen werden zu können.
  • Die seitlich und schräg nach hinten gedrehten Ohren deuten auf offensive Aggression hin;
  • Sind die Ohren flach an den Körper gedrückt, spricht das für defensive Aggression, die sich auch durch Fauchen äußert.

3. Ein Platzverweis

  • Fauchen zählt allgemein zu den harmloseren Verteidigungsstrategien - wie etwa in der klassischen Situation, in der ein stattlicher Kater an einer zierlichen Kätzin scheinbar absichtslos vorbei flaniert. Die kleine Dame faucht dann giftig und schlägt hin – zu Recht. Denn das Verhalten des Katers war – für Menschen kaum wahrnehmen – eindeutig provokant. 
  • Knurren statt Fauchen ist dann schon unmissverständlich aggressiver; die Katze schlägt nicht nur hin sondern beißt möglicher Weise auch. Gespuckt wird bei weiterer Verschärfung der Situation - wobei Spucken manchmal auch ein Zeichen für Panik ist. 
  • Auch Jaulen ist Aggression pur und eine klare Aufforderung an das Gegenüber, sich zurückzuziehen, da sonst Angriff droht. 

Zu ähnlichen Lautäußerungen wie vor und während eines Kampfes oder Ärgernisses kommt es aber auch in anderen Zusammenhängen - nämlich zur Paarungszeit. Die Katze ruft den Kater - und umgekehrt gurrend, jaulend und miauend.

4. Duck dich und weg

Während im Machtkampf also alles auf Imponieren ausgelegt ist, verhalten sich unsichere, ängstliche Katze gegenteilig:

Sie machen sich klein und ducken sich, dass sie mit dem Bauch fast am Boden streifen und suchen sich so ein Versteck.

Die Katzenohren, die bei aufmerksam-neugierigen Tieren nach vorne gerichtet sind ist, bewegen sie bei Unsicherheit in verschiedene Richtungen, um alles wahrzunehmen zu können. Auffallen ist auch das Blinzeln als Ausdruck für Beschwichtigung und dezent-eindeutige Botschaft an die Artgenossen, das Aggressionsverhalten zu dämpfen.

Diese Beruhigungstaktik ist auch auf die Mensch-Katzen-Kommunikation übertragbar - egal ob im tierärztlichen Ambiente oder zu Hause.

Man sollte also vermeiden, Katzen direkt in die Augen zu schauen - und wenn nicht vermeidbar ist, sollte es nur ganz kurz geschehen, mit deutlichem Schließen und Öffnen der Lider oder mehrfachem Blinzeln.

5. Katzen-Etikette

Mit Blinzeln und langsamen Schließen und Öffnen der Augen signalisiert die Katze eine Art Lächeln - im Sinne von: „Ich bin nicht böse, tu mir bitte auch nichts, ich schenke Dir Vertrauen, indem ich die Augen nicht starr offen halte, um die Situation unter Kontrolle zu haben“ Fremde Personen werden durch diesen besonderen Augenkontakt mit der Katze oft besser akzeptiert; deutlicher noch regieren die Tiere, wenn es um die Besitzerin oder den Besitzer geht. Aus alldem heraus erklärt sich auch, warum sich Katzen oft jenen, ihnen unbekannten Menschen spontan nähern, von denen sie ignoriert werden - wenn sie nicht mit den Augen fixiert werden oder es gar keinen Augenkontakt gibt, scheint auch keine Gefahr im Spiel.

Der durch Lidschläge unterbrochene Augenkontakt bedeutet also, dass die Katze, die sonst oft durch Töne und Laute - etwa durch das aus der Kindheit übernommene Gurren - mit Menschen kommuniziert, eine kleine Zwiesprache hält.

Kätzische Zuneigung kann sich aber auch noch anders zeigen - durch die Haltung der Rute.

Die Rute wird bei einer freundlichen Begrüßung aufrecht gehalten; unter Artgenossen ist das eine Aufforderung zur Analkontrolle und somit ein Vertrauensbeweis.

Im lockeren Erkundungsmodus hängt der Schwanz hingegen lässig entspannt, beim gemütlichen Sitzen wird er dann um den Körper herum drapiert. Mit überschlagenen Vorderbeinen kann die Umgebung dann gelassen betrachtet werden.

6. Frust und Lust

Bei solcher Art Entspannung reagieren auch die Schnurrhaare: weder sind sie nach vorne aufgerichtet und gespreizt, wie das beim Erkunden, Jagen und intensiven Spielen der Fall ist, noch angelegt.

Gähnen und gemütliches Ruhen hängen hingegen nicht zusammen. Gähnen ist bei Katzen - auch Hunden - ein Beschwichtigungssignal, eine Übersprungshandlung, wenn jemand anderer Stress macht. Die friedliche, soziale Geste kalmiert im Idealfall auch das Gegenüber.

Sich über die Lippen zu schlecken kann hingegen - wie bei uns Menschen - „gut hat’s geschmeckt!“ heißen, aber auch auf Verunsicherung und, wie das Schmatzen, auf stressbedingte Übelkeit hinweisen - wobei Schmatzen ebenso mit Verärgerung zusammenhängen kann. Die drückt sich auch durch Schnattern aus: Katze sieht, etwa vom Wohnungsfenster, eine für sie unerreichbaren Vogel und versucht, durch diese Übersprungshandlung ihren Frust abzubauen.

Eine Körperhaltung wird von KatzenliebhaberInnen besonders gerne missverstanden: wenn sich der Liebling mit dem Bauch nach oben am Rücken wälzt. „Bauch nach oben“ kann eine defensive Verteidigungsposition sein - also nicht im Sinne von „sich ergeben“ sondern mit der Botschaft „ich bin nicht gefährlich“; bei unkastrierten Kätzinnen ist es hingegen eine offensive Demonstration der Rolligkeit.

Rollt sich der Stubentiger in Spiellaune genüsslich auf den Rücken, dann ist es unverkennbar eine vergnügliche Haltung. Als Aufforderung zum Bauch-Streicheln sollte das von KatzenhalterInnen in diesem Moment dennoch nicht verstanden werden - zu schnell wird die Hand dann mit einer Spielzeugmaus verwechselt, die es zu erlegen gilt. 

7. Mehrwissen zur Katzensprache: 

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