Katzenwunsch: was vorher alles zu bedenken ist [09|23]

Über Wunsch und Realität, wenn Katzen ins Haus kommen sollen
(c) Photo: Helga Kattinger auf Pixabay
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Verhalten, Haltung, Gesundheit, Alter, Charakter, Tierschutz, Rassekatzen - Update [04|10|23]

Zwanzig Prozent der Einwohner in Österreich haben Katzen - und die meisten der Katzen-Menschen haben wohl den gleichen Wunsch an ihren Liebling: zutraulich und zugewandt soll er sein und natürlich schnurren. Diese Hauptaufgaben erfüllt fast jede Samtpfote - wobei dennoch deutliche, auch rassenabhängige Wesensunterschiede zwischen ihnen existieren.

1. Immer zu zweit und nie allein:

Tierheime und geprüfte Tierschutzorganisationen - wie der Tierschutz Austria - oder auch seriöse Züchter sind Anlaufstellen, wenn es Sehnsucht nach neuen tierischen LebensgefährtInnen gibt.

  1. Die abgegebenen Katzen dürfen keine Babys mehr sein. Mindestens bis zur zwölften Lebenswoche müssen die Jungtiere bei der Mutter und den Wurfgeschwistern bleiben; vorher dürfen sie nicht vergeben werden. 
  2. Grundsätzlich wird immer geraten, zwei und möglichst gleichgeschlechtliche Wurfgeschwistern zu nehmen. Denn die agilen Jungtiere brauchen Artgenossen zum Spielen, Schmusen und zur Beschäftigung.
  3. Zudem können zwei Katzen notfalls mehrere Stunden allein gelassen werden - was bei einer und vor allem einer jungen Einzelkatze ein absolutes „no go“ ist.

2. Katzen werden oft bis zu 20 Jahre alt:

In Anbetracht des möglichen Alters kann es oft sinnvoll sein, sich für ein schon mehrere Jahre altes Tier zu entscheiden. Reifere Tiere sind meist gemütlicher und weniger auf Spaß und Unterhaltung aus als verspielte Teenager.

Außerdem warten in Tierheimen unzählige „adulte“ Samtpfoten auf ein neues Zuhause:

  • als „adult“ gelten Katzen von drei bis sechs Jahren,
  • als „mature“ die Sieben- bis Zehnjährigen und
  • als „senior“ oder„super senior“ ab elf plus Jahren   

3. Zukunftsvorsorge:

Nicht unwesentlich sind, wenn es um Haustiere geht, auch die finanziellen Aspekte:

  • Das Futter macht mindestens 25 Euro pro Monat aus - also 300 Euro pro Jahr.
  • Dazu kommen Kosten für den Katzensand, für neue Katzenkisterln und
  • die tierärztlichen (Vorsorge-) Untersuchungen. 
  • Die Ausgaben werden mit dem Alter der Katze fast immer höher - die Tiere müssen häufiger zur Tierärztin oder zum Tierarzt.
  • Zahnsanierungen,
  • Medikamente,
  • Spezialfutter,
  • oft auch Operationen werden nötig. 
  • Tierversicherungen, von denen es immer mehr gute am Markt gibt, können diese Ausgaben minimieren.

4. Aus dem Tierschutz oder lieber mit Stammbaum:

Falls es unbedingt eine - oft recht kostspielige - Rassekatze sein muss, ist es erforderlich, sich über die jeweiligen Rasseeigenschaften im Vorfeld genauestens zu informieren und vor allem auch vorweg mit ZüchterInnen direkt zu sprechen. Wichtig ist es, bei ihnen ein gutes Gefühl zu haben oder sie beispielsweise empfohlen bekommen zu haben. Denn es muss sichergestellt sein, dass die Kätzchen aus einem

  • liebevollen, verantwortungsbewussten Zuhause kommen,
  • wo nicht nur auf Schönheit, sondern vor allem auf Gesundheit und optimale Sozialisation, also die Anpassung an Menschen, Wert gelegt wird.
  • VORSICHT daher bei ZüchterInnen mit einer Heerschar von Tieren - hier steht selten das Tierwohl, sondern eher der finanzielle Umsatz im Vordergrund.

5. Typische Katze:

Den unterschiedlichen Katzenrassen werden jeweils hervorstechende Charaktereigenschaften zugeschrieben.

  • Orientalen und Bengalen sind eher extrovertiert, spielfreudig und oft sehr gesprächig,
  • Norweger, Perser, Ragdoll und die Maine Coon mit ihrer imposanten Körpergröße hingegen eher gemütlich.
  • Sogenannte Hauskatzen, die keiner Rasse zugeordnet und oft ein wilder Mix sind, gelten hingegen oft als Überraschungspaket.

Doch egal welche Herkunft - jede Katze ist ein Individuum mit eigenständiger Persönlichkeit. So kann ein gemütlicher Orientale oft deutlich ruhiger sein als eine aufgeweckte norwegische Waldkatze - wobei sich das deutlicher erst bei erwachsen Tieren zeigt - bei den lebhaften Katzenwelpen stechen Unterschiede weniger stark hervor.

Wie menschenvertraut Jungtiere sind, ist häufig erkennbar, wenn man sie hochhebt: reagieren sie ganz entspannt, haben sie meist die besseren Voraussetzungen, gelassen mit Menschen umzugehen als jene, die sich ängstlich ankrallen oder gar wehren. Die eher Zurückhaltenden können sich zwar an ihr neues Zuhause und ihre Menschen ebenfalls hervorragend gewöhnen, sind aber dann nicht unbedingt sehr aufgeschlossen gegenüber Besuchern und an Partystimmung schon gar nicht interessiert.

6. Herausforderungen und Gesundheitsaspekte:

  • Alle Langhaar- oder Semi-Langhaar-Katzen brauchen regelmäßige Fellpflege, da sonst Hautveränderungen entstehen können.
  • Kurznasige Perserkatzen haben oft Augen-, Nasen- und Atemprobleme und - ähnlich wie Sphinxkatzen, die mangels temperaturregulierender Körperbehaarung rasch an Kälte und Hitze leiden  - chronischen oder häufig wiederkehrenden Schnupfen. 
  • Typische Vertreter von Qualzuchten sind Faltohrkatzen - ein angezüchteter Knorpeldefekt ist der Grund für die geknickten Ohren, der Gendefekt führt auch zu Problemen bei Gelenk- und Knochenbildung.
  • Tierquälerisch sind auch Züchtung von Nacktkatzen, denen die Schnurrhaare fehlen.

Generell gibt es bei jeder Rasse bis zu einem gewissen Grad gewisse genetische Einschränkung, und fast immer leiden hochgezüchtete Tiere - nicht nur Katzen - an rassenspezifischen Erkrankungen: 

  • Perserkatzen, Britisch Kurzhaar, Chartreux und andere haben häufig Nierenprobleme,
  • Maine Coon und Ragdoll oft tödliche Herzerkrankungen;
  • erblich bedingte Netzhauterkrankungen, die zum Erblinden führen können, sind bei Bengalen, Colourpoint, Ragdoll, Siam, Russisch Blau, Orientalen, Abessinier und vielen anderen häufig,
  • auch Stoffwechsel- und Muskelerkrankungen haben manchmal genetischen Ursprung -  wobei verantwortungsvolle ZüchterInnen Katzen mit möglichen Erbfehlern von der Zucht ausschließen.

Für manche Erbkrankheiten existieren inzwischen Tests, um bereits bei den Elterntieren mögliche Gendefekte festzustellen und mit ihnen nicht weiter zu züchten.

7. Zur Katze aus dem Urlaub:

Gab es im Urlaub eine Katzenliebe auf den ersten Blick und ist die Katze „EU-Bürgerin“, braucht sie:

  1. einen Chip,
  2. einen tierärztlichen EU-Pass und
  3. eine gültige Tollwutimpfung, nach der mindestens 21 Tage vergangen sein müssen.
  4. Gleiches gilt bei Umzügen innerhalb der EU.
  5. Unter 12 Wochen alte Katzen dürfen nur gemeinsam mit dem - geimpften - Muttertier verreisen.
  6. Liegt das Herkunftsland außerhalb der EU oder wird dorthin samt Katze verreist, gelten individuelle Bestimmungen.  

Findet der Ortswechsel mit dem Flugzeug statt, müssen sich die TierbesitzerInnen im Vorhinein informieren, wie die Transportbox auch größenmäßig beschaffen sein muss, damit das Tier in der Kabine mit dabei sein darf.

7.  Zur Autorin und Katzenexpertin Mag. Ingrid Harant:

Dieser Beitrag von Mag. Ingrid Harant ist im Monatsmagazin „Tierfreund“ des Tierschutz Austria (davor  Wiener Tierschutzverein) erschienen. Wir dürfen ihn mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Tierschutz Austria (TSA) übernehmen.

Mag. Ingrid Harant ist Tierärztin und Gründerin der 1. Wiener Katzenambulanz. Sie schreibt über medizinische Themen und über das Verhalten von Katzen.

 

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