Rollig trotz Kastration: ORS, das Ovariant Remnant Syndrom [05|22]

Ovariant Remnant Syndrom, Kastration, Rollig, auf den Rücken rollen, Hormone, Unruhe, Paarungsbereitschaft  -  Petdoctors [15|05|22]
(c) Photo: pikabum auf Pixabay
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Ovariant Remnant Syndrom, Kastration, Rollig, auf den Rücken rollen, Hormone, Unruhe, Paarungsbereitschaft - Update [15|05|22]

Um der Katze den Stress eines hohen Östrogenspiegels zu ersparen und eine unerwünschte Nachkommenschaft zu verhindern, wird eine Kastration durchgeführt. Damit sollte das Problem eigentlich erledigt sein.

Doch bei einigen Katzen treten einige Zeit nach der Operation plötzlich wieder Symptome einer Rolligkeit auf: die Katze maunzt, rollt sich auf den Rücken, ist unruhig und manchmal sogar bereit zu einer Paarung.

Oft treten diese Symptome auch erst Jahre nach der Operation auf. Grund für dieses Verhalten kann das Ovariant Remnant Syndrom (ORS) sein

1. Das sind Ursachen für ein Ovarrest Syndrom:

  1. Seitliche Kastration: nach der Operation bleiben Reste des rechten Eierstocks in der Bauchhöhle zurück.
  2. Der Schnitt für die Kastration in der Mittellinie des Bauches erfolgt zu weit caudal. Reste des Eierstockgewebes bleiben zurück.
  3. Falsches Abbinden der Eierstöcke.
  4. Während der Entwicklung hat sich versprengtes Eierstockgewebe auf dem Bauchfell oder im Band der Gebärmutter angesiedelt und produziert Hormone (ektopisches Eierstockgewebe).
  5. Während der Operation gelangt versehentlich Gewebe des Eierstocks in die Bauchhöhle. Dieses wird neu mit Gefäßen versorgt und nimmt bei 90 % der Katzen die Östrogenproduktion wieder auf.

2. Symptome die bei ORS auftreten:

  • In den meisten Fällen treten die Symptome zwei bis drei Jahre nach der Kastration auf.
  • Das ursprüngliche Alter der Katze bei der Kastration spielt für das Auftreten von ORS keine Rolle.
  • Die Katze zeigt alle Symptome einer Rolligkeit. Sie maunzt, rollt über den Boden und streckt Schwanz und Hinterteil steil nach oben.
  • Der Deckakt wird zugelassen.

3. Diagnose von ORS:

  1. Der Hormonstatus wird bei einer Blutuntersuchung bestimmt.
  2. Ein Vaginalabstrich und
  3. Ultraschall liefern weitere Hinweise auf versprengtes Eierstockgewebe.
  4. Aus dem Morgenharn: Bestimmung des Anti-Müller-Hormons (AMH). Durch AMH wird bei der Katze die Reifung der Follikel gesteuert. AMH gibt einen Hinweis darauf, ob im Körper Eierstockgewebe vorhanden ist, das weiter Hormone produziert.
    • AMH-Wert bei unkastrierten Katzen: über 2,0 ng/ml
    • AMH-Wert bei kastrierten Katzen: unter 0,1 ng/ml

Eventuell muss eine Probelaparotomie (operative Öffnung des Bauches) durchgeführt werden.

4. Therapie bei ORS:

Das noch vorhandene Eierstockgewebe wird bei einer Operation entfernt. Eine anschließende histologische Untersuchung klärt ab, ob das Gewebe tumorös entartet ist. Der beste Zeitpunkt für eine Operation ist die hormonell aktive Phase, in der Follikel und Gelbkörper gebildet werden. Dadurch kann das Eierstockgewebe besser lokalisiert werden.

Ohne Behandlung besteht ein erhöhtes Risiko für

  • eine Gebärmutterentzündung,
  • Tumoren an der Milchleiste und
  • Granulosa-Zelltumoren.

5. Welche Differentialdiagnosen müssen in Betracht gezogen werden?

  • Tumor der Nebenniere
  • Anwendung von Hormoncremen
  • Stumpfpyometra (der verbliebene Stumpf der Gebärmutter entzündet sich)
  • Tumoren in der Vagina, die blutigen Ausfluss verursachen
  • Verhaltensstörungen

6. Kann eine Katze mit ORS trächtig werden?

Trotz erfolgter Deckung durch einen Kater ist es nicht möglich, dass Ihre Katze trächtig wird. Bei der Kastration wurde ein Teil der Gebärmutter und das Eierstockgewebe entfernt. Eier, die in einem ektopischen Eierstockgewebe gebildet werden, können sich nicht mehr in der Gebärmutter einnisten, da die Verbindung unterbrochen wurde.

7.  MehrWissen: Wie der Sexualzyklus der Katze abläuft

Sobald die Tage länger werden, startet der Sexualzyklus der Katze wieder. Wird sie nicht von einem Kater gedeckt, wiederholt sich die Rolligkeit durchschnittlich alle 30 Tage.
Der Zyklus wird in vier Phasen eingeteilt:

  1. Proöstrus
  2. Östrus
  3. Diöstrus
  4. Anöstrus

Im Proöstrus (Vorbrunst) beginnt der Östradiol-Spiegel im Blut der Katze zu steigen. Die Katze wird anhänglicher und reibt ihren Kopf an verschiedenen Gegenständen. Sie maunzt häufig und verhält sich gegenüber Katern weniger aggressiv.

Zwei Tage später beginnt der Östrus. Jetzt können die typischen Rolligkeitssymptome, wie Wälzen, miauen und Einnehmen einer Deckposition mit hochgerecktem Schwanz beobachtet werden. Die Katze ist bereit zur Paarung. Wird die Katze gedeckt, löst der Penis des Katers einen neuroendokrinen Reflex aus, der eine Ausschüttung des Luteinisierungshormons verursacht. Die Eizellen reifen. Damit der Spiegel des Luteinisierungshormons genügend hohe Werte erreicht, muss die Katze mehrmals gedeckt werden. 24 bis 36 Stunden nach der Paarung findet der Eisprung statt. Wird die Katze trächtig, können die Welpen also von unterschiedlichen Katern stammen. An den Follikeln bilden sich Gelbkörper, die durch die Produktion von Progesteron für die Aufrechterhaltung der Trächtigkeit sorgen.

Ohne Deckung der Katze wird nur für 30 bis 40 Tage Progesteron produziert. Die Phase bezeichnet man als Diöstrus. In dieser Zeit kann eine Scheinträchtigkeit auftreten.

Die Follikel bilden sich zurück, wenn kein Eisprung erfolgt. (Interöstrus) Eine neuerliche Rolligkeit tritt nach bis zu 30 Tagen wieder auf. Mit der Zeit wird die Phase des Interöstrus immer kürzer. Die Katze ist dauerrollig. Der Östrogenspiegel sinkt nicht mehr auf das niedrige Basisniveau ab.

8. Zusammenfassung zum ORS

Bei einem Ovariant Remnant Syndrom befindet sich in der Bauchhöhle Eierstockgewebe, das Hormone absondert und die Symptome einer Rolligkeit verursacht. Das ORS kann sowohl bei Hunden (1,8 %) als auch bei Katzen auftreten.

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