Freundschaft ist nicht immer einfach: ein neues Kaninchen zieht ein [04|23]

Vergesellschaftung, Kaninchen, Rangordnung, Territorialverhalten, Revier, Alter, Größe, Temperament, Rückzugsmöglichkeiten, neutrale Zone, Stress, Kämpfe, Verletzungen - Petdoctors [11|04|23]
(c) Photo: Marzena P. auf Pixabay
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Vergesellschaftung, Kaninchen, Rangordnung, Territorialverhalten, Revier, Alter, Größe, Temperament, Rückzugsmöglichkeiten, neutrale Zone, Stress, Kämpfe, Verletzungen - News [11|04|23]

Aus unterschiedlichen Gründen kann es notwendig sein, ein fremdes Kaninchen in eine bestehende Gruppe zu integrieren. Damit die Zusammenführung reibungslos funktioniert, müssen einige Punkte beachtet werden.

1. Prävention: Kaninchen sind sehr territorial

  1. Innerhalb jeder Kaninchengruppe besteht eine feste Rangordnung, die durch Neuankömmlinge gestört wird
  2. Die Kaninchen verteidigen das Revier gegen das neue Kaninchen. Damit bleiben Streitigkeiten und auch Verletzungen oft nicht aus
  3. Eine gut organisierte erste Begegnung kann diese Probleme verhindern und zu einem entspannten Kennenlernen führen.

2. Worauf bei einer Vergesellschaftung geachtet werden sollte:

  1. Alter
  2. Größe
  3. Temperament
  4. Rasse
  5. Ausreichend großes und gut strukturiertes Gehege
  6. Neutraler Ort für die Vergesellschaftung außerhalb des bestehenden Reviers
  7. Genügend Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stellen

ACHTUNG: Vor der Vergesellschaftung sollte kein Sichtkontakt und auch kein Geruchskontakt bestehen. Bereits der Duft eines fremden Kaninchens löst Stress und Rangkämpfe aus. Die Aggressionen stauen sich auf und werden bei der ersten Begegnung ausgelebt.

3. Formen der Vergesellschaftung:

3.1  Vergesellschaftung außerhalb eines bestehenden Reviers durchführen:

  • Kennenlernen auf einem Gebiet, das allen Kaninchen unbekannt ist. In Wohnungen kann das Badezimmer für die erste Begegnung genutzt werden
  • Alle Kaninchen werden gleichzeitig in den neuen Raum gesetzt
  • Verstreutes Futter, ausreichend Heu und Versteckmöglichkeiten sorgen für Entspannung
  • Kleine Streitigkeiten und Ausreißen des Fells beim Kennenlernen sind normal
  • Beobachten Sie die Kaninchen mindestens einige Stunden. Greifen Sie nur ein, wenn sich die Tiere ineinander verbeißen
  • Sind die Auseinandersetzungen vorbei und ist die Rangordnung neu festgelegt, können die Kaninchen in das ursprüngliche Gehege umziehen
  • Vor dem Umzug sollte das alte Gehege gründlich gereinigt und desinfiziert werden

3.2 Zwei bestehende Reviere mit einer neutralen Begegnungszone verbinden:

  • Jede Kaninchengruppe sollte bereits einen eigenen, gewohnten Bereich besitzen
  • Zwischen den beiden Bereichen liegt ein neutraler Bereich als Pufferzone
  • Vor dem Kennenlernen dürfen die Kaninchen über zwei Wochen keinen Sichtkontakt oder Geruchskontakt haben
  • Die Kaninchen erkunden den neutralen Bereich und treffen dabei zufällig auf fremde Kaninchen
  • Eine Rückkehr in das alte Revier ist immer problemlos möglich
  • Jagden und Kämpfe, die im neutralen Gebiet stattfinden, klären die Rangordnung. Greifen Sie nur ein, wenn sich die Tiere ineinander verbeißen oder verletzen
  • Treten keine Streitigkeiten mehr auf, können die Kaninchen in das gewohnte Revier umziehen.

3.3 Unterbrochene Vergesellschaftung ist nur etwas für Kaninchen Expert:innen:

  • Das Kennenlernen kann unterbrochen werden, wenn die Kaninchen in der Nacht immer wieder in ihr altes Gehege zurückkehren
  • Bei dieser Form gibt es häufiger Probleme als bei einer Vergesellschaftung, die nicht unterbrochen wird
  • Eine unterbrochene Vergesellschaftung sollte nur durch Kaninchenhalter:innen mit viel Erfahrung durchgeführt werden

4. Vergesellschaftung bei Freilaufhaltung im Garten: großes Revier

  • Bei einer Freilaufhaltung im Garten und einem sehr großen Gehege ist es möglich, Kaninchen/Kaninchengruppen auch nebeneinander leben zu lassen
  • Für diese Form der Vergesellschaftung werden mindestens 150 m² benötigt
  • Damit sich die Kaninchen leichter aneinander gewöhnen, sollten die Nachtquartiere getrennt eingerichtet werden
  • ACHTUNG: In einem Nachtgehege sind die Revieransprüche noch größer als in einem Taggehege
  • Das Nachtgehege des neuen Kaninchens sollte durch ein engmaschiges Gitter abgetrennt sein
  • Dieses Gehege sollte immer wieder von dem Nachtgehege in das Taggehege verschoben werden, damit alle Kaninchen diesen Bereich akzeptieren

5. Was Sie nicht tun sollten:

5.1 Gitter an Gitter Vergesellschaftung vermeiden:

  • Stehen zwei Käfige nebeneinander, haben die Kaninchen ständig Sichtkontakt. Sie riechen den Rivalen, können die Revierkämpfe aber nicht austragen.
  • Aggressionen stauen sich auf
  • Die Kaninchen stehen unter großen Stress
  • Kommt es zum ersten Kontakt, entladen sich die Aggressionen. Verletzungen sind die Folge.

Diese Methode bietet nur einen Vorteil für Kaninchen mit besonderen Bedürfnissen durch frühere Verletzungen, die aufgrund der körperlichen Gegebenheiten nicht mehr in der Lage sind, Rangkämpfe auszutragen.

Ein Austausch der Käfigeinrichtungen sorgt für etwas Entspannung und eine schnellere Gewöhnung

5.2 Vergesellschaftung unter Stress ist abzulehnen:

  • Das Kennenlernen sollte niemals in einer stressigen Situation erfolgen!!! 
  • Die Folge ist, dass sich die bestehende Gruppe gegen den gemeinsamen Feind - das neue Kaninchen - zusammenschließt 

Diese Methode ist abzulehnen, da die Kaninchen einem extremen Stress ausgesetzt werden. Verletzungen sind meist die Folge. Der Stress schädigt das Immunsystem und kann negative gesundheitliche Folgen haben.

Unnatürliche Stresssituationen, die von Menschen herbeigeführt werden, sind als Tierquälerei zu werten.

6. Leben Kaninchen vielleicht doch lieber alleine?

Unverträgliche Kaninchen gibt es in der Natur eigentlich nicht. Kaninchen sind sehr sozial und leben in Gruppen. Die Tiere benötigen für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden den Kontakt zu Artgenossen.

Bestehen Unverträglichkeiten, wurden diese meistens durch Fehler bei der Vergesellschaftung verursacht. Versuchen Sie in diesem Fall, das Kaninchen an eine neue Gruppe zu gewöhnen.

Suchen Sie Unterstützung bei einer Verhaltenstherapeutin oder einem Verhaltenstherapeuten, der auf Kaninchen spezialisiert ist.

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