4 Säulen wie unsere Hunde lernen.

Lerntheorie als Basis für die Praxis
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Konditionierung/Verstärker/Belohnung/Lerntheorie - news am 13. Mai 2020

  • von Mag.a Karin Flaschka erschienen im Magazin TIERFREUND des Wiener Tierschutzvereines
  • Hunde lernen anders als Menschen.
  • Daher ist es wichtig, dass wir Menschen verstehen, wie unsere Hunde „ticken“
  • was die Motivationen für ihr Verhalten sind.
  • Lerntheorie und Lernverhalten sind die Grundpfeiler, auf denen gutes Training mit Hunden basieren sollte.

 

Unter dem Begriff Lernen versteht man eine Anpassungsreaktion eines Individuums an die jeweiligen Bedingungen der Situation. Die Verhaltensänderungen dienen dazu, den eigenen Zustand immer wieder zu optimieren.

1. Hunde lernen durch Verknüpfung

Das bedeutet, dass ein Verhalten, das zum Erfolg führt, öfter gezeigt wird. Führt ein Verhalten zu keinem positiven Ergebnis, wird es früher oder später nicht mehr gezeigt. Ein Beispiel: wenn sich Hochspringen für den Hund nicht lohnt, wird er es nicht mehr versuchen.

2. Die vorrangigen Formen des Lernens 

2. 1 Klassische Konditionierung

Die klassische Konditionierung hat ihren Ursprung in einem Experiment des russischen Wissenschaftlers Pavlov. Seine Absicht war es eigentlich, in einer Versuchsanordnung die Speichelmenge von Hunden bei erwarteter Futtergabe zu messen. Vor der Verabreichung des Futters wurde eine Glocke geläutet, was dazu führte, dass nach kurzer Zeit auch Speichel floss, wenn nur die Glocke gehört wurde – die Hunde hatten den neutralen Reiz der Glocke mit dem zu erwartenden Futter verknüpft.

Die Reaktion des Hundes ist bei klassischer Konditionierung nicht willentlich steuerbar – es handelt sich um Reflexe und damit einhergehende Emotionen.

2.2 Operante Konditionierung

Operante Konditionierung läuft über Lernvorgänge ab, die über bewusst gelenkte Handlungen bzw. über das Prinzip „Versuch und Irrtum“ gesteuert werden.

Der Hund hat die Wahl, ein Verhalten zu zeigen oder nicht („Handlungsspielraum“). Verstärker erhöhen oder verringern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten gezeigt wird.

3. Verstärker 

Primäre Verstärker sind alle Dinge, die ein Hund von Natur aus als angenehm empfindet bzw. die zum Leben notwendig sind. Dazu zählen unter anderem

  • Futter,
  • Wasser,
  • Sicherheit oder
  • Sozialkontakt.

Sekundäre Verstärker kündigen primäre Verstärker an – Beispiele sind:

  • der Clicker
  • oder ein Markerwort („Fein“), das eine Belohnung verspricht.

4. Belohnung

Was ein Hund als Belohnung empfindet, ist individuell und wird von ihm selbst bestimmt.

  • manche Hunde lassen sich mit Futter gut motivieren,
  • andere bevorzugen ein Spiel, ein Spielzeug,
  • gemeinsames Laufen,
  • Streicheln
  • oder Plantschen im Wasser.

Es ist daher wichtig, nicht einfach „Leckerli“ zu verteilen, sondern genau darauf zu achten, was für den Hund wertvoll ist.

5. Zu den vier Säulen der Lerntheorie

Die Säulen der Lerntheorie umfassen vier Varianten, wie Hunde in der Praxis lernen können. Im modernen Hundetraining ist natürlich dem positiven Umgang mit Hunden uneingeschränkt der Vorzug zu geben – Strafe und Gewalt haben hier nichts zu suchen.

Positive Bestärkung 

Auf ein erwünschtes Verhalten folgt eine Belohnung, die dazu führt, dass der Hund das Verhalten öfter zeigen wird.

Ein Beispiel: Der Hund lässt sich unter Ablenkung abrufen und erhält dafür sein Lieblingsspielzeug.

Negative Bestärkung 

Etwas Unangenehmes hört auf, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt.

Ein Beispiel dafür wäre die inzwischen längst „überholte“ Methode, den Hund in die Sitzposition zu drücken und loszulassen, wenn er tatsächlich sitzt.

Negative Strafe

Etwas Angenehmes hört auf, wenn der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt. Dazu zählt unter anderem auch der (kurze!) Entzug von Sozialkontakt wie das Ignorieren von Aufmerksamkeits forderndem Verhalten oder das Verlassen eines Raumes, wenn der Hund ständig hochspringt und/oder zwickt.

Positive Strafe

Im Fall von positiver Strafe wird etwas Unangenehmes hinzugefügt, wenn der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt. Das wären beispielsweise ein Leinenruck oder ein Schlag. Jegliches Zufügen von Schmerz und Angst ist schon aus ethischen Gründen abzulehnen und widerspricht dem Österreichischen Tierschutzgesetz.


6. Ohne Theorie keine Praxis

das gilt auch für gut geplantes und fundiertes Hundetraining. Hat man das Lernverhalten unserer Hunde verstanden und verinnerlicht, stellen sich sicher schnell Erfolge durch positive und motivationsorientierte Erziehung ein!

Dieser Beitrag von Mag.a Karin Flaschka ist im Monatsmagazin „TIERFREUND“ des Wiener Tierschutzvereins erschienen. Wir dürfen ihn mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des WTV übernehmen.

 

Wenn Sie mehr über das Verhalten Ihres Hundes, seine Körpersprache und Calming Signals wissen möchten, dann lesen Sie gleich hier weiter:

 

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