Warum fressen Hunde Gras? Die Wahrheit über Grasfressen bei Hunden [06|25]

Gesundheit, Magen, Darm, Stress, Essen, Gemüse, Ballaststoffe, Hausmittel, Komplementärmedizin, petdoctors.at
(c) Photo: petdoctors, das wikiPETia für Tierfreunde
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Gesundheit, Magen, Darm, Stress, Essen, Gemüse, Ballaststoffe, Hausmittel, Komplementärmedizin - News [06|06|25]

Haben Sie schon einmal dabei zugeschaut, wie Ihr Hund genüsslich Gras kaut? Falls ja, sind Sie definitiv nicht allein!

Als Tierärztin werde ich fast täglich von besorgten Hundebesitzern gefragt: "Frau Ertl, warum frisst mein Hund ständig Gras?" Die Antwort ist faszinierender, als Sie vielleicht denken. Grasfressen ist ein uraltes Verhalten, das tief in der Hundegenetik verwurzelt ist.

In diesem Artikel erkläre ich Ihnen alles, was Sie über das Grasfressen bei Hunden wissen müssen – von den harmlosen Gründen bis hin zu den Warnsignalen, auf die Sie achten sollten.

1. Ist Grasfressen bei Hunden normal?

Ich kann Ihnen gleich die wichtigste Sorge nehmen: Ja, Grasfressen ist bei Hunden völlig normal! In meiner 15-jährigen Praxis als Tierärztin habe ich gelernt, dass dieses Verhalten zu den natürlichsten Dingen gehört, die ein Hund tun kann.

Die Wissenschaft dahinter: Hunde sind von Natur aus Omnivoren – also Allesfresser, nicht reine Fleischfresser, wie viele Menschen denken. Ihre wilden Vorfahren, die Wölfe, fressen auch heute noch Gräser, Beeren und andere Pflanzenteile. Es ist buchstäblich in ihrer DNA verankert.

Häufige Mythen, die ich widerlegen kann:

  1. Hunde fressen NICHT nur Gras, wenn sie krank sind
  2. Es ist KEIN Zeichen für schlechte Ernährung
  3. Hunde müssen sich danach NICHT zwangsläufig übergeben
  4. Die meisten Hunde, die ich behandle, zeigen nach dem Grasfressen keinerlei Übelkeit oder Erbrechen. Das ist ein wichtiger Punkt, den viele Besitzer:innen missverstehen.

2. Die häufigsten Gründe für Grasfressen:

2.1 Verdauungsunterstützung:

Einer der Hauptgründe, warum Hunde Gras fressen, liegt in der Verdauungsunterstützung. Gras enthält Ballaststoffe, die bei verschiedenen Magen-Darm-Problemen helfen können.

So funktioniert es:

  • Gras regt die Darmtätigkeit an
  • Ballaststoffe fördern eine gesunde Darmflora
  • Die raue Struktur kann beim Ausscheiden von Haarballen helfen
  • Nährstoffbedarf decken
  • Manchmal fressen Hunde Gras, um bestimmte Nährstoffe zu ergänzen. Das ist besonders interessant, weil es zeigt, wie intelligent unsere Vierbeiner sind.

Wichtige Nährstoffe in Gras:

  • Folsäure (wichtig für die Zellteilung)
  • Chlorophyll (wirkt entgiftend)
  • Verschiedene Mineralien und Spurenelemente

2.2. Langeweile und Gewohnheit:

Ja, auch Hunde können aus Langeweile Gras fressen. Das habe ich besonders bei sehr intelligenten Rassen wie Border Collies oder Deutschen Schäferhunden beobachtet.

Anzeichen für Langeweile-bedingtes Grasfressen:

  • Der Hund frisst immer zur gleichen Zeit Gras
  • Es geschieht hauptsächlich bei längeren Spaziergängen ohne Beschäftigung
  • Der Hund wirkt dabei entspannt, nicht suchend oder hektisch

2.3 Es schmeckt: Geschmack und Textur

Ehrlich gesagt, manche Hunde fressen Gras einfach, weil es ihnen schmeckt! Das mag seltsam klingen, aber ich habe Hunde erlebt, die regelrechte Vorlieben für bestimmte Grasarten entwickelt haben.

Eine Interessante Beobachtung: junge Hunde probieren oft verschiedene Grasarten aus, genau wie Welpen, die alles Mögliche ins Maul nehmen. Das ist ein normaler Teil ihrer Entwicklung.

3. Wann wird Grasfressen bedenklich?

Obwohl Grasfressen meist harmlos ist, gibt es bestimmte Warnsignale, die Sie ernst nehmen sollten. Als Tierärztin rate ich Ihnen, besonders aufmerksam zu sein, wenn sich das Verhalten Ihres Hundes plötzlich ändert.

3.1 Alarmsignale, die eine Behandlung erfordern:

Zwanghaftes, exzessives Grasfressen: Wenn Ihr Hund plötzlich obsessiv nach Gras sucht und dabei alles andere ignoriert, kann das ein Zeichen für Stress oder gesundheitliche Probleme sein. Ich hatte einmal einen Labrador, der nach einem Umzug begann, stundenlang Gras zu fressen – ein klares Zeichen für Angstzustände.

3.2 Häufiges Erbrechen nach dem Grasfressen:

Gelegentliches Erbrechen ist normal, aber wenn Ihr Hund sich regelmäßig nach dem Grasfressen übergibt, sollten Sie das untersuchen lassen. Das kann auf Magenprobleme oder Futterunverträglichkeiten hindeuten.

Zusätzliche Symptome:

  • Appetitlosigkeit
  • Lethargie oder Schwäche
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Gewichtsverlust
  • Gefahren durch behandeltes Gras

ACHTUNG! Hier wird es ernst: Nicht jedes Gras ist sicher für Ihren Hund! Ich habe leider schon Vergiftungsfälle erlebt.

3.3 Vergiftung: wo Grasfressen tabu ist

Gefährliche Bereiche:

  1. Straßenränder (Abgase, Salz)
  2. Wiesen, die frisch mit Gülle behandelt wurden
  3. Behandelte Rasenflächen (Dünger, Pestizide)
  4. Golfplätze (Chemikalien)
  5. Industriegebiete

Mein Tipp aus der Praxis: Wenn Sie in der Stadt leben, suchen Sie gezielt hundefreundliche Parks auf. Viele Gemeinden haben mittlerweile pestizidfreie Zonen ausgewiesen.

4. Was Sie tun und nicht tun sollten, wenn Ihr Hund Gras frisst:

4.1 Das sollten Sie NICHT tun:

Niemals das Grasfressen komplett verbieten! Das führt nur zu Stress und kann das Verhalten verstärken. Ich habe schon Hunde gesehen, die heimlich und hastig Gras fraßen, weil sie ständig dafür geschimpft wurden.

Nicht in Panik geraten: Wenn Ihr Hund mal ein bisschen Gras frisst und sich danach übergibt, ist das meist kein Notfall. Beobachten Sie ihn einfach für die nächsten Stunden.

4.2 Das sollten Sie tun:

Ernährung überprüfen: Manchmal kann eine Futterumstellung oder gezielte Nahrungsergänzung das exzessive Grasfressen reduzieren. Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob Ihr Hund alle nötigen Nährstoffe bekommt.

Beschäftigung erhöhen: Bei langeweile-bedingtem Grasfressen helfen oft schon kleine Änderungen: Suchspiele, neue Routen beim Spaziergang oder Intelligenzspielzeug.

Präventive Maßnahmen: Die richtige Ernährung
Als Tierärztin empfehle ich, das Grasfressen nicht zu bekämpfen, sondern sicherzustellen, dass es harmlos bleibt. Eine ausgewogene Ernährung ist dabei der Schlüssel.

4.3 Meine Empfehlungen zu Ernährung und Haltung:

  • Hochwertiges Hundefutter mit ausreichend Ballaststoffen
  • Gelegentliche Zugabe von hundegeeignetem Gemüse
  • Regelmäßige Futterzeiten (verhindert übermäßigen Hunger)
  • Training und Ablenkung
  • Positives Training: Anstatt das Grasfressen zu verbieten, trainieren Sie ein "Warte"-Kommando. So können Sie kontrollieren, wann und wo Ihr Hund Gras frisst.
  • Beschäftigungsalternativen: Kaustangen aus natürlichen Materialien können das Bedürfnis nach Gras reduzieren. Besonders gut funktionieren bei meinen Patienten getrocknete Rinderohren oder spezielle Kauriemen.

5. Bewährte Hausmittel gegen übermäßiges Grasfressen:

Als Tierärztin werde ich oft nach natürlichen Lösungen gefragt, die Hundebesitzer zu Hause anwenden können. Hier sind meine erprobten Hausmittel, die ich in meiner Praxis erfolgreich empfehle:

5.1 Faserreicheres Futter für bessere Verdauung

Meine Erfahrung: Viele meiner Patienten reduzieren ihr Grasfressen deutlich, wenn ich die Ballaststoffe in ihrer Ernährung erhöhe.

Praktische Umsetzung:

5.2 Beruhigende Kräutertees für den Magen:

Ja, Hunde können bestimmte Kräutertees trinken! In meiner Praxis verwende ich diese Methode besonders bei Hunden mit Magenproblemen.

Kamillentee-Rezept:

  • 1 Teelöffel getrocknete Kamille mit 200 ml kochendem Wasser übergießen
  • 10 Minuten ziehen lassen
    Vollständig abkühlen lassen
  • 1-2 Esslöffel ins normale Trinkwasser mischen

Vorsicht bei Pfefferminze: Niemals Pfefferminztee in größeren Mengen! Kleine Mengen sind okay, aber zu viel kann bei Hunden Probleme verursachen.

5.3 Probiotische Hausmittel:

Das ist definitiv mein Favorit unter den Hausmitteln! Eine gesunde Darmflora löst so viele Probleme gleichzeitig. Bei chronischem Grasfressen rate ich oft zu hochwertigen Probiotika speziell für Hunde.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, finden Sie hier weitere detaillierte Informationen zu Hausmitteln gegen Grasfressen.

6. Zusätzliche Tipps aus meiner Praxis:

  • Ablenkung und Beschäftigung: Manchmal ist Grasfressen einfach Langeweile. Suchspiele oder Intelligenzspielzeug können helfen.
  • Fütterungszeiten anpassen: Manche Hunde fressen Gras, wenn sie zu hungrig sind. Kleinere, häufigere Mahlzeiten können das Problem lösen.
  • Wichtiger Hinweis: Diese Hausmittel ersetzen bei anhaltenden Problemen nicht den Tierarztbesuch! 

7. Wann zum Tierarzt?

Als Tierärztin werde ich oft gefragt: "Wann sollte ich mir wirklich Sorgen machen?" Hier ist meine ehrliche Einschätzung, basierend auf jahrelanger Erfahrung.

7.1 Sofortiger Tierarztbesuch ist erforderlich:

Wenn Ihr Hund

  • sich nach dem Grasfressen mehrmals täglich erbricht
  • Blut im Erbrochenen oder Stuhl hat
  • Lethargisch wird oder das Fressen verweigert
  • Anzeichen von Bauchschmerzen zeigt (gekrümmter Rücken, Winseln)

Echte Notfälle: Wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund behandeltes oder giftiges Gras gefressen hat, zögern Sie nicht! Ich habe schon Hunde behandelt, die durch rechtzeitiges Handeln gerettet werden konnten.

7.2 Eine Routinekontrolle ist ausreichend:

Bei normalem Grasfressen ohne weitere Symptome reicht es, das Thema beim nächsten regulären Tierarztbesuch anzusprechen. Führen Sie einfach ein kleines Tagebuch über das Verhalten Ihres Hundes.

Mein Praxis-Tipp: Machen Sie Fotos oder Videos vom Grasfressen Ihres Hundes. Das hilft mir als Tierärztin enorm bei der Beurteilung, ob das Verhalten normal oder auffällig ist.

8. Fazit:

Grasfressen bei Hunden ist in den allermeisten Fällen völlig normal und harmlos. Es ist ein natürliches Verhalten, das tief in der Evolution unserer Vierbeiner verwurzelt ist.

Mein Rat als Tierärztin: Entspannen Sie sich! Beobachten Sie Ihren Hund aufmerksam, aber ohne Panik. Die meisten Hunde wissen instinktiv, was gut für sie ist.

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