USA: Zombie Krankheit bei Hirsch, Reh, Elch und Co [05|24]

CWD, Chronic Wasting Disease, Zombie Hirsch Krankheit, USA, Prionen, Kreuzfeldt Jacob, Hirsch, Reh, Elch, Wapiti, Rentier  - Petdoctors.at  [07|05|24]
(c) Photo: Pixabay
Teilen

CWD, Chronic Wasting Disease, Zombie Hirsch Krankheit, USA, Prionen, Kreuzfeldt Jacob, Hirsch, Reh, Elch, Wapiti, Rentier, - News [07|05|24]

CWD ist eine ansteckende Erkrankung des Nervensystems, die zu einer Zersetzung des Gehirns führt. Die Zahl der befallenen Hirsche in Nordamerika steigt immer stärker an. In Europa ist der erste Fall von CWD 2015 in Südnorwegen bei einem Rentier aufgetreten. Seither traten auch Krankheitsfälle bei Elchen und Rothirschen in Schweden und Finnland auf, bei denen bei den verstorbenen Tieren Prionen nachgewiesen werden konnten.

1. Ursache von CWD:

  1. CWD ist eine Prionenerkrankung ähnlich BSE und Kreuzfeldt Jacob.
  2. Bei Prionen handelt es sich um ansteckende Proteine (Eiweiß), die keine DNA oder RNA besitzen.
  3. Alle Prionen verursachen ansteckende spongioforme Enzephalopathien.
  4. Eine Abtötung der Prionen durch Hitze oder im Handel erhältliche Desinfektionsmittel ist nur schwer möglich.
  5. Die widerstandsfähigen Prionen können in der Umwelt mehrere Jahre überleben.

2. Tiere bei denen CWD aufgetreten ist:

  • Nordamerikanischer Maultierhirsch
  • Wapiti
  • Rentier
  • Elch
  • Reh
  • Hirsch
  • Sikahirsch

3. Verbreitung von CWD:

  • Wyoming
  • Colorado
  • Nebraska
  • Wisconsin
  • South Dakota
  • Westliche Bundesstaaten der USA
  • Süden von Kanada
  • Finnland
  • Schweden
  • Norwegen

Während in Gefangenschaft bis zu 90 % der Tiere einer Herde erkranken, sind in der freien Wildbahn in Endemiegebieten nur 10 % der Tiere betroffen.

4. Wie die Zombie Krankheit entsteht:

  1. Das Prion PrPSc verursacht ein falsches Verhalten des normalen zellulären Prionenproteins
  2. Die entstehenden Prionenproteine sind gefaltet
  3. Gefaltete Proteine lagern sich in großen Mengen im Nervengewebe ab
  4. Die Ausscheidung der Prionen erfolgt über Kot, Harn, Blut, Speichel und Samen
  5. Eine Ausscheidung der krankhaft veränderten Prionen findet bereits in der Inkubationszeit, die über 34 Monaten liegt, statt
  6. Prionen werden eingeatmet oder mit dem Futter geschluckt
  7. Nach der Überwindung der Schleimhautbarriere befallen die Prionen die Lymphknoten
  8. Über das periphere Nervensystem gelangen die Prionen in das zentrale Nervensystem (Gehirn)
  9. Die Empfänglichkeit für die Erkrankung und die Länge der Inkubationszeit von 1 bis 2 Jahren sind von verschiedenen genetischen Faktoren abhängig
  10. Nach bisherigen Erkenntnissen kann die Übertragung nur durch Tiere und nuicht von Mensch zu Mensch erfolgen.

5. Symptome von CWD:

  • Die Tiere sind orientierungslos
  • Blutungen aus den Augen
  • Starrer Blick
  • Apathie
  • Abmagerung
  • Speichelfluss
  • Die erkrankten Tiere sondern sich von der Herde ab
  • Die Nervenzellen zerfallen
  • Tod

6. Diagnose von CWD:

Die Diagnose wird nach dem Tod durch eine pathologische Untersuchung gesichert. Bei der Histologie des Gehirns zeigen sich schwammartige Strukturen und Löcher im Nervengewebe. Fadenförmige Ablagerungen von Proteinen sind nachweisbar.

7. Behandlung:

In den USA starben 2022 zwei Jäger nach dem Verzehr von Hirschfleisch, das von Tieren mit CWD stammt. Symptome wie Aggressivität und Verwirrtheit traten innerhalb kurzer Zeit auf.  Die schnell fortschreitende Symptomatik führte innerhalb kürzester Zeit zum Tod der beiden Männer.

8. Studien zu Erkrankung von Menschen an CWD:

In Gebieten, in denen endemisch CWD auftritt, sind auch Cluster von Kreuzfeldt Jacob Disease bei Menschen vermehrt zu finden.  Um den Zusammenhang der Übertragung der Prionen von Hirschen auf Menschen besser verstehen und einschätzen zu können, werden derzeit weitere Studien durchgeführt.

Studie: American Academy of Neurology: Neurology Journals

Two Hunters from the Same Lodge Afflicted with Sporadic DJD: Is Chronic Wasting Disease to Blame?

Abstract : Jonathan Trout, Matthew Roberts, Michel Tabet, Eithan Kotkowski, and Sarah Horn

9. April 2024  

Link: https://www.neurology.org/doi/10.1212/WNL.0000000000204407

9. Ergänzende Hinweise und Empfehlungen:

  • Derzeit konnte CWD auf dem europäischen Festland nur bei einem Zufallsbefund nachgewiesen werden.
  • Die geographische Lage von Norwegen verringert die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf andere europäische Länder
  • Nicht alle Wiederkäuer sind für die Prionenerkrankung empfänglich.
  • Einheimische Wildarten sind den amerikanischen Wildarten genetisch ähnlich. Eine Übertragung zwischen diesen Arten ist grundsätzlich möglich.
  • Rothirsch und Weißwedelhirsch müssen deshalb als empfängliche Arten eingestuft werden
  • Eine Übertragung von CWD auf den Menschen ist möglich. Hier finden noch weitere Untersuchungen statt.
  • ACHTUNG: Das Fleisch von klinisch auffälligen Tieren sollte auf keinen Fall gegessen werden oder in den Wildfleischhandel gelangen.

10. CWD Überwachungsprogramm in der EU:

Verordnung 2007/182/EWR: Von 2007 bis 2009 wurde ein CWD Überwachungsprogramm eingeführt, bei dem 13000 Wildproben auf CWD untersucht wurden. In Deutschland wurden 598 Tiere aus Wildgattern und 598 wild lebende, erlegte Tiere untersucht. Das Programm wurde 2011 eingestellt.

Aufgrund der aktuellen Situation und der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse besteht die Absicht, die CWD Überwachung in Europa in Form eines neuen Programms wieder durchzuführen.

Derzeit gibt es bezüglich Einfuhr von Wildbret, Fellen oder Trophäen, bei denen der Schädel nicht geöffnet wurde, aus Nordamerika noch keine Einschränkungen.

Wenn Du gut findest, was wir machen, dann unterstütze uns!

Du hast gerade einen Artikel auf unserer Seite gelesen oder nach Hilfe gesucht? Unsere Infos und Tipps haben Dir geholfen? Du weißt jetzt, was Dein Vierbeiner braucht? Das hoffen wir!

Deshalb machen wir Petdoctors. Weil mehr Wissen über Gesundheit und Verhalten unserer Vierbeiner, Hund Katze & Co ein besseres Leben verschafft.

Wir möchten unsere Infos weiter kostenlos und ohne nervige Werbung anbieten. Dafür brauchen wir Deine Unterstützung. Jeder Beitrag hilft:

Du kannst den Spendenbetrag und die Häufigkeit der Spenden selbst bestimmen.

  • 5 €
  • 10 €
  • 20 €
  • Anderer Betrag

Du kannst auch entscheiden, ob Du einmalig oder regelmäßig spenden möchtest.

Du willst uns lieber direkt unterstützen? Unser Support-Konto lautet:
Petdoctors
IBAN: AT49 1100 0124 4251 4100
BIC: BKAUATWW

PETdoctors ist das wikiPETia für PETlovers * mehr als 2.000.000 User:innen informieren sich auf petdoctors und täglich werden es mehr * jeden Tag ein neuer Artikel, eine Petdoctors-, Pettrainers- und Tierspitalsuche für Notfälle * ein Newsletter * alles kostenlos & werbefrei.

Damit Du schneller findest, was Du suchst.