Tellington TTouch: auf Tuchfühlung mit den wilden Yowawas - Teil 2

Die tierischen petdoctors.at Aufsichtsrätinnen am Chefsessel
(c) Photo: petdoctors.at
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Verhalten, Tellington TTouch, Gudrun Thaller, Teil 2 - News 15/03/21

Good Vibrations zwischen Zwei- und Vierbeinern. 

Good Vibrations sind gut, aber noch sind die beiden Damen nicht bereit Gudrun näher an sich heran zu lassen. Noch sitzen sie von Angesicht zu Angesicht. Gudrun auf der Bank, Cleo und Chilla davor in Erwartungshaltung: „Wie geht es nun weiter? Hast Du noch Leckerlis für uns? Wir wollen mehr.“ In dieser Situation könnte Gudrun noch ewig so weitermachen. Steht sie aber auf, zerreißt das zarte Band des Vertrauens, das zwischen den beiden Damen und der Tellington Expertin geknüpft wurde und das Gekläffe geht wieder los.
 
Wir, Heinrich und Maria Theresia, die quasi Eltern der beiden Damen, sind auf Beobachtungsposten. Wie kommt Gudrun aus der Patt-Situation wieder heraus ohne großen Radau zu riskieren? Wir schließen Wetten ab: sie schafft es, sie schafft es nicht. Als Frau erkläre ich mich natürlich mit Gudrun solidarisch und setze mein Abendessen auf sie: „Sie schafft es.“ Ein großer Einsatz und Vertrauensbeweis meinerseits, denn in Sachen Essen denke ich wie Cleo und Chilla: „Ich habe immer Hunger und es ist immer zu wenig.“

Wir kennen das Theater nur zu gut. Es ist ein Klassiker: Freunde besuchen uns. Es läutet und ohrenbetäubendes Gekläffe geht los. Weniger wohlmeinende Hundeexperten werden jetzt sagen: ihr hättet sie nur richtig erziehen müssen. Darauf antworten wir ganz entspannt und unverblümt: „Haben sie es jemals mit zwei dickköpfigen Yowawas*) zu tun gehabt? Nein? Bitte lesen sie dennoch weiter.“ Chilla und Cleo scheinen in direkter Linie von Zerberus**) abzustammen.

Voll peinlich meine Mädels ...

Die beiden Mädels verteidigen das Haus, wenn Gäste kommen und sie tun das auch, wenn die Gäste wieder gehen wollen. Und das läuft so: Freunde kommen, werden verbellt, was die Kehle hergibt. Es ist erstaunlich, wie laut unsere süßen Fellnasen sein können. Nach einiger Zeit, wenn alle sitzen, zumindest die, die so mutig waren zu bleiben, begeben sich auch Chilla und Cleo erschöpft zur Ruhe. Endlich sitzen alle, das Essen wird serviert, die Stimmung ist gut und dann geht der oder die Erste aufs stille Örtchen.  Und alles geht wieder von vorne los. Echt laut und auch echt peinlich für uns. Gott sei Dank schütteln die GästeInnen nur im Geiste den Kopf. Ich denke das liegt auch dran, dass sie meine Kochkunst und den Weinkeller des Gastgebers schätzen. Hoffentlich zumindest. Aber wie auch immer, es ist schön Freunde zu haben und sie auch zu bewirten ohne sie in Angst und Schrecken zu versetzen. Darum finden Essen (bzw. fanden unsere Essen in vor Corona Zeiten) oft ohne unsere Hundedamen statt.

Mit Schrecken stelle ich fest, ich bin von Thema abgekommen. Ich bitte die LeserInnen es mir zu verzeihen. Vor allem auch Gudrun, sie sitzt in meiner Geschichte noch immer auf der Bank.

Jetzt die Frage an die Expertin: „Gudrun warum ist das so?

Warum kläffen sich Cleo und Chilla die Seele aus dem Leib? Können wir unsere 13-jährigen Feldwebel-Damen noch Gäste-kompatibel machen? Kleine Hunde sind nicht umsonst so, wie sie sind. Aus ihrer Perspektive sind alle Menschen Riesen. Bei den geliebten Zweibeinern machen sie eine Ausnahme, das sind ihre Vertrauten, ihre Beschützer. Aber alle anderen sind einfach nur zum Fürchten.

Stell Dir einmal vor: Da kommt jemand auf Dich zu, der ist mindestens fünfmal so groß wie Du. Hilfeeeeee, wer will schon von einem Riesen niedergetrampelt werden - oder? Du wuffst also, sagst bleib stehen, sagst halloooo hier bin ich, komm mir nicht zu nahe. Dann schaust du (Hund) nach oben: Und, oh Gott, der bleibt nicht stehen, beugt sich auch noch über dich und zeigt dir seine Zähne. Und er schaut dir direkt in Augen.
 
In der Hundesprache hat der durchaus wohlmeinende Mensch einen kurz bevorstehenden Angriff signalisiert:  
1. Direkt auf den Hund zugehen
2. in die Augen schauen
3. Zähne zeigen
4. über ihn beugen.
 
Selbstsichere Hunde tolerieren das sogar, aber da tun sich die größeren natürlich leichter.  Die kleinen Hunde tun das oft nicht, außer sie sind so ängstlich, dass sie sich zurückziehen. Chilla und Cleo sind das eindeutig nicht. Vor allem zu Hause, in ihrem Revier. Sie beißen nicht, aber sie regen sich fürchterlich auf. Erst wenn alle BesucherInnen sitzen und für sie keine Bedrohung mehr darstellen, beginnen sie sich etwas zu entspannen. Betonung auf etwas. Steht der erste wieder auf, fühlen sie sich aufs Neue bedroht und das Gekläffe geht wieder von vorne los. Ganz klar, die Hunde sind überfordert, sie fühlen sich nicht beschützt, die Aufmerksamkeit ihrer Zweibeiner liegt bei den Gästen, sie können sich daher nicht entspannen, sie sind auf sich selbst gestellt. Genau so handeln sie auch.

Wir fragen nach, was können wir also tun?

Der erste Tipp: Eine sichere Zone für Eure Hunde schaffen. Der zweite Tipp:  die Gäste bitten, die Hunde nicht anzusprechen, sie zu ignorieren und sich gleich an den Tisch oder auf die Couch zu setzen. Jedenfalls nicht stehen zu bleiben. Damit wirken sie weit weniger bedrohlich, denn sie sind kleiner und bewegen sich nicht. Die Hunde können sich beruhigen und in ihre „sichere Zone“ zurückziehen. Sie müssen weder sich, noch ihr Revier oder ihre geliebten Zweibeiner verteidigen. 
 
Wie schaffe ich eine sichere Zone?  Dazu kommen wir in Folge 3 aber nun zum eigentlichen Grund des Trainings. Zurück zu Gudrun, die noch immer auf der Bank sitzt und uns nun zeigt, wie einfach es sein kann, wenn man weiß, was zu tun ist. Sogar ganz einfach und ich frage mich, warum nur sind wir nicht selbst darauf gekommen?
 
Gudrun packt die Kaustangerln aus. Die sind natürlich etwas Besonderes, etwas absolut Unwiderstehliches. Ein weiterer Bestechungsversuch? Ganz und gar nicht. Liebe LeserInnen sie erinnern sich, Folge 1, Hunde sind nicht bestechlich. Im Gegensatz zu Menschen. Hunde sind absolut ehrlich, wer die Hundesprache spricht, kann das nur bestätigen. Gudrun bestätigt damit das entgegengebrachte Vertrauen. Als Bestätigung und Dank bekommen Cleo und Chilla ein Kaustangerl. Eines an dem sie besonders lange kauen müssen. Denn auch das ist wichtig, kauen und nagen entspannt, hilft Stress abzubauen. Nicht umsonst beruhigt der Schnuller Babys. Später hilft übrigens Kaugummi kauen. Den Menschen, nicht den Hunden.
 
Zurück zu Chilla und Cleo. Sie ziehen sich mit ihren Stangerln auf ihren Platz, in ihre Körbchen zurück. Chilla braucht länger bis sie endlich einen sicheren Rückzugsort findet, um sich in Ruhe dem Kaustangerl zu widmen.  Gudrun steht auf und setzt sich in ihrer Nähe auf den Boden.
 
Sie lässt Chilla und Cleo Zeit und unterhält sich mit uns. Und wir lernen wieder etwas dazu. Beispielsweise: warum Hunde besser am Boden und nicht auf Sesseln schlafen sollten.

Mehr dazu in Folge 3: "Chilla und Cleo wollen es wissen" kommenden Montag am 22.März 2021.

 


*) Anmerkung für potentielle Anhänger von Designerhunden: Die genetische Mischung von Yorkshire Terrier  & Chihuahua ist hoch explosiv, sehr intelligent und absolut erziehungsresistent.

**) Kerberos (griech. Κέρβερος, latinisiert Cerberus, dt. auch Zerberus – „Dämon der Grube“[1]) ist in der griechischen Mythologie ein zumeist mehrköpfiger Hund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht, damit kein Lebender eindringt und kein Toter herauskommt. (Quelle Wikipedia, 6.März 2021)

***) Das Coaching erfolgt Corona konform. Alle Zweibeiner sind getestet, halten einen Mindestabstand von 2 Metern und tragen FFP2 Masken. Der Raum ist 60m2 groß und wird in regelmäßgen Abständen gelüftet.
 

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