Wie man eine Beziehung zum Meerschweinchen aufbaut

Meerschweinchen aus der Hand füttern
(c) Foto Marion Reich, Meerschweinchenberatung.at
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Kontakt/Beziehung/Fluchttier/Füttern aus der Hand - News am 22. Juli 2020

  • Meerschweinchen sind ängstliche Fluchttiere.
  • Meerschweinchen lassen sich nicht gerne angreifen oder hochheben.
  • Meerschweinchen sollten trotzdem langsam an den direkten Kontakt gewöhnt werden.
  • Füttern aus der Hand stärkt die Beziehung zwischen Mensch und Meerschweinchen.

 

Das Zusammenleben von Menschen und Meerschweinchen ist anspruchsvoll. Denn es handelt von zwei sehr ungleichen Partnern. Für Menschen ist weiches Fell eine Einladung zum Streicheln und Kuscheln, während Meerschweinchen den direkten Kontakt nicht besonders schätzen.

Ist es da überhaupt möglich, dass eine „echte Beziehung“ zwischen Mensch und Meerschweinchen aufgebaut werden kann? Kann man es im Sinne des Tierschutzes vertreten, Meerschweinchen häufig anzufassen? Sollte man sie nicht lieber ganz sich selbst überlassen?

Meerschweinchen braucht Meerschweinchen

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die primären Sozialpartner für Meerschweinchen immer nur Meerschweinchen sind. Der Mensch kann niemals die Gesellschaft anderer Meerschweinchen ersetzen. Für das Zusammenleben in einem Haushalt ist es aber auch wichtig, dass Meerschweinchen lernen, den direkten Kontakt mit Menschen zu akzeptieren – viele lernen ihn auch schätzen.

Dabei sollte dieser direkte Kontakt immer auf Augenhöhemit dem Meerschweinchen passieren. Zu häufiges Hochnehmen oder Herumtragen sollte auf jeden Fall unterlassen werden und man sollte auch von langen „Kuschel-Zwangsbeglückungen“ absehen, die nur dem Menschen Freude bereiten.

Ans Angreifenlassen gewöhnen ist wichtig

Trotzdem finde ich persönlich es wichtig, Meerschweinchen auch an das Gehaltenwerden und den direkten Kontakt zu gewöhnen, denn sonst wird jedes Krallenschneiden und jeder Tierarztbesuch ganz schnell zu einem Drama. Ist ein Meerschweinchen ohnehin krank und verängstigt und muss es dann laufend angegriffen werden, um ihm Medikamente zu verabreichen oder es sonst zu behandeln, wird eine ohnehin schlimme Situation noch viel schlimmer. Ein Tier, das dagegen gut an den Menschen gewöhnt ist, genießt einen warmen Schoß unter Umständen als willkommenes Wärmekissen.
 
Der Beziehungsaufbau zu Meerschweinchen geht nicht von heute auf morgen. Man braucht dazu Geduld, Einfühlungsvermögen und noch einmal Geduld. Aber es macht sich in jedem Fall bezahlt, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist.

Füttern aus der Hand hilft beim Beziehungsaufbau 

Wichtige Grundsteine für eine Vertrauensbeziehung legen das

  1. Füttern aus der Hand,
  2. die Gewöhnung an die menschliche Stimme und an die Anwesenheit des Menschen sowie
  3. viele positive Interaktionen mit den Tieren, wie zum Beispiel gemeinsame Futterspiele. 

Nachdem in einer größeren Gruppe aber immer etwas los ist und man mit seinen Kumpels natürlich viel erleben kann, ist der Kontakt zu Menschen aus Meerschweinchen-Sicht in diesem Fall nur eine positive Draufgabe.

Etwas anders sieht es bei kleinen Gruppen aus. Zweiergruppen aus einem Weibchen und einem Kastraten leben oft sehr harmonisch und zufrieden zusammen. Wenn man aber immer nur einen Partner zum Plaudern hat, kann das Leben ohne weitere Abwechslung doch etwas langweilig werden – und hier kommt die menschliche Vertrauensperson besonders in Spiel.

Durch die Interaktion mit dem Menschen und gemeinsame Spiele, zum Beispiel mit Intelligenzspielzeug, kann der Alltag aufgelockert werden. Erleben Meerschweinchen den Kontakt zum Menschen durchwegs positiv, gehen sie oft sehr enge Beziehungen zu ihrer Bezugsperson oder den Bezugspersonen ein. Doch auch in diesem Fall gilt, dass der menschliche Kontakt niemals den Kontakt mit einem anderen Meerschweinchen ersetzen kann!
 
In jedem Fall müssen Meerschweinchen erst lernen, Vertrauen zum Menschen zu fassen. In die Wiege gelegt ist es den meisten Meerschweinchen nicht. Nimmt man Jungtiere zu sich, die von Geburt an nur positive Erfahrungen mit Menschen gemacht haben und von Elterntieren abstammen, die gelassen im Umgang mit Menschen sind, wird sich das vertrauensvolle Miteinander recht schnell einstellen, sofern man nicht zu viele Fehler macht.

Bei älteren Tieren braucht man oft etwas länger, doch wer glaubt, dass man bei solchen Fällen keine Chance zu einem Beziehungsaufbau mehr hat, irrt. Denn in den kleinen „Sozialkünstlern“ Meerschweinchen steckt wesentlich mehr Potential, als vielen Haltern bewusst ist.
 
 

Zur Autorin Dr. Marion Reich

Dr. Reich ist Initiatorin der Seite meerschweinchenberatung.at. Diese Plattform hat zum Ziel, Informationen zu Meerschweinchen, ihrer Haltung, ihrem Verhalten, Aspekte der Zucht und des Einsatzes von Meerschweinchen in tiergestützter Pädagogik und Therapie und anderen Themen rund ums Meerschweinchen zur Verfügung zu stellen.

 

Webinare der Meerschweinchenberatung.at:

Dr. Marion Reich startet am 4. September 2020 eine Reihe von Webinaren für interessierte Meerschweinchenhalter. Vier spannende Themenschwerpunkte für Einsteiger und Fortgeschrittene. Hier geht es zur Anmeldung und zu den Inhalten.

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