Parasitenbefall beim Kaninchen: Kokzidiose [08|22]
Kokzidiose, Parasitenbefall, Eimeria, Leber, Darm, Durchfall, Appetitlosigkeit, Kotuntersuchung - News [19|08|22]
- Man unterscheidet Leber- und Darmkokzidiose
- Kaninchen erkranken nur beim Erstkontakt
- Die dabei entstandene Immunität verhindert eine weitere Ansteckung
- Fütterung von Kräutern unterstützt den Darm und vermindert Ansteckungsgefahr
- Die Kokzidiose ist eine Zoonose. Menschen können sich anstecken.
- Eine Ansteckung kommt jedoch selten vor.
Bei der Kokzidiose handelt es sich um eine Erkrankung ausgelöst durch Parasiten. Dabei handelt es sich um die sogenannten Eimeria. Die verschiedenen Eimerien-Arten verursachen entweder Erkrankungen in der Leber oder im Darm. Allerdings kann es auch vorkommen, dass beide Abschnitte betroffen sind.
1. Die Ursache:
In der Regel erfolgt eine Infektion durch Aufnahme von Oozysten, die eiförmigen nur unter dem Mikroskop sichtbaren Lebensstadien, der Kokzidien. Zu diesem Zeitpunkt sind die Eimerien noch nicht infektiös. Das werden sie erst, nachdem sie sich entweder im Darm oder in der Leber weiterentwickeln.
Bei der Leberkokzidiose wird hauptsächlich das Gewebe des Gallengangs geschädigt. Meist sind ältere Kaninchen betroffen. Bei der Darmkokzidiose sind Jungtiere, sechs bis acht Wochen alte Kaninchen, gefährdet.
7 Ursachen, die Kokzidiose begünstigen:
- Stress: neue Haltung oder Tiere, wenig Platz, Autofahrten, …
- Fütterung: einseitige Ernährung, Ungleichgewicht im Darm durch zu viele Pellets oder Leckerlis
- Mangelnde Hygiene
- Schwächung des Immunsystems durch andere Erkrankungen
- Feuchte Einstreu
- Angegriffene Darmflora durch Medikamente oder zu frühe Trennung von der Mutter
- Wildkaninchen in der Nähe des Geheges
2. Symptome der Kokzidiose :
Kaninchen zeigen nur bei einer Erstinfektion mit einer Eimerien-Art, der sie noch nicht ausgesetzt waren, Symptome.
Andernfalls können die Eimerien zwar im Körper leben, führen jedoch nicht zu einem Krankheitsausbruch. Daher zeigen vor allem junge Tiere Krankheitsanzeichen. Darüber hinaus spielt auch die Stärke des Immunsystems sowie das Ausmaß des Befalls eine Rolle.
Gleichzeitig kann es zu einer bakteriellen Entzündung kommen, welche weitere Symptome auslösen kann.
2.1 Bei Leberkokzidiose zeigen sich folgende Symptome:
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust oder mangelnde Gewichtszunahme
- Verstopfung
- Ikterus, also gelbliche Verfärbung der Haut und Schleimhaut
- Vergrößerte Leber
- Aszites (Bauchwassersucht)
- Stumpfes Fell
2.2 Bei Darmkokzidiose zeigen sich folgende Symptome:
Die Krankheitszeichen bei Darmkokzidiose sind abhängig von der jeweiligen Kokzidien-Art.
- Wässriger, teils blutiger Durchfall
- Verklebungen in der Aftergegend
- Appetitlosigkeit
- Apathie
- Gewichtsverlust
- Aufgeblähter Bauch
- Entwicklungsstörungen
- Plötzliche Todesfälle
Achtung Bei manchen Arten gibt es keine Anzeichen eines Befalls.
3. Diagnose von Leber- und Darmkokzidiose:
- Anhand der Symptome
- Gründliche Allgemeinuntersuchung des Tieres
- Untersuchung der Kotprobe
- Ultraschall
- Röntgen
- Untersuchung einer Blutprobe
4. Klassische & komplementäre Therapien:
- Spezielles Medikament mit den Wirkstoffen Toltrazuril und Diclazuril über mehrere Tage
- Infusionen zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes
- Verabreichung von Vitamin A
- Hygiene im Kaninchenstall
- Zwangsfütterung bei fortgeschrittener Abmagerung
- Antibiotika oder Antimykotika bei zusätzlichen Infektionen durch Bakterien oder Pilze
- Kontrollkotprobe nach ca. 2 Wochen
Hausmittel, die unterstützend wirken:
- Kräutermischungen
- Kokosöl
- Löwenzahnsaft
- Oreganoöl: Achtung nur verdünntes Futter- oder Wasseröl verwenden!
5. Maßnahem zur Bekämpfung der Parasiten:
- Die ausgeschiedenen Oozysten besitzen eine sehr widerstandsfähige Hülle
- Kälte ist für die Entwicklungsstadien kein Problem
- Ab 55 Grad Celsius sterben die Oozysten innerhalb von zwei Sekunden
- Chemische Desinfektionsmittel zeigen kaum eine Wirkung
- Effektiv ist die Reinigung mit einem Dampfreiniger
- Die Oozysten sind ohne optimale Hygiene mehrere Monate lebensfähigl.
6. Prognose bei einem Befall:
Die Prognose ist abhängig vom Immunsystem der Kaninchen und dem Ausmaß des Befalls. Eine Erkrankung kann tödlich für das Tier sein.
Achtung: Bei Verdacht sofort eine Tierärzt*in aufgesucht werden.
7. Prophylaxe: Hygiene, Stärkung des Immunsystems und selektive Entwurmung
7.1 Hygiene & Immunsystem:
- Gründliche Reinigung des Käfigs und der Futterstellen erfolgen.
- Zur Desinfektion kann kochend heißes Wasser verwendet werden. Regelmäßige Hygienemaßnahmen unterbrechen den Lebenszyklus der Kokzidien.
- Keine oder wenige Holzelemente im Stall zu verwenden, da diese schlecht zu reinigen sind.
- Artgerechte, qualitativ hochwertige Ernährung mit ausreichend Heu und frischem Wasser.
- Bei Grünfutter sollte kein Gras verwendet werden, zu dem auch Wildkaninchen Zugang haben könnten. Da diese mögliche Überträger sind.
Tipp: Empfohlen wird eine kräuterreiche Ernährung. Dafür eignen sich Thymian, Schafgarbe, Löwenzahn, Salbei und vor allem Oregano.
7.2 Selektive Entwurmung:
Anders als bei der regelmäßigen Entwurmung in festgelegten Intervallen werden bei der selektiven Entwurmung Behandlungen mit Kokzidiostatika nur durchgeführt, wenn:
- Krankheitssymptome auftreten oder bei Sammelkotproben eine große Anzahl Krankheitserreger festgestellt werden. Befinden sich junge Kaninchen (Erstkontakt mit Kokzidien) oder ältere Tiere im Gehege, sollte eine Behandlung mit Kokzidiostatika erfolgen
7.3 Petdoctors MehrWissen:
- Gesunde Kaninchen, deren Immunsystem bereits einmal auf Kokzidien reagiert und Antikörper gebildet hat, erkranken nicht
- Haben gesunde Kaninchen Kontakt mit Kokzidien, wird die Bildung neuer Gedächtniszellen angeregt
- Eine geringe Anzahl von Kokzidien lebt immer im Darm der Kaninchen. Durch eine Entwurmung kann keine Freiheit von Kokzidien erreicht werden.
- Bei Nachweis einer großen Menge an Oozysten: Behandlung des Bestands bei Kaninchen, die noch keinen Kontakt mit den Einzellern hatten.