Kaninchen und Meerschweinchen in Wohnungshaltung sind häufiger von Harnsteinen betroffen.

1,3 Prozent der Kaninchen sind von Harngries und Blasensteinen betroffen.
(c) Foto: Alexas Fotos auf Pixabay
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Harnsteine/Harngries/Blasensteine News am 17. Oktober 2020

  • 1,3 Prozent der Kaninchen sind von Harngries und Blasensteinen betroffen.
  • Kaninchen und Meerschweinchen in Innenhaltung sind häufiger von Blasensteinen betroffen
  • Bewegungsmangel erhöht das Risiko für die Bildung von Blasensteinen
  • Der alkalische pH-Wert des Harns begünstigt das Ausfallen der Kristalle

1. Woraus Blasensteine bestehen:

Bei Kaninchen treten vor allem Steine aus

  • Kalziumkarbonat,
  • Kalziumoxalat und
  • Kalziumphosphat auf.
  • Struvitsteine werden nur selten nachgewiesen.

2. Wie Kalzium im Organismus aufgenommen wird:

Zum Unterschied von Kaninchen und Meerschweinchen nehmen Hunde und Katzen immer nur die Menge Kalzium aus der Nahrung auf, die vom Organismus benötigt wird. Das überschüssige Kalzium wird mit dem Kot ausgeschieden.

  1. Bei Kaninchen und Meerschweinchen ist das anders: 
  2. Das Kalzium wird vollständig über den Darm aufgenommen.
  3. Die Ausscheidung des überschüssigen Kalziums erfolgt über die Nieren.
  4. Diese filtern Schadstoffe, Salze und Wasser aus dem Blut.
  5. Der Harn gelangt über den Harnleiter in die Harnblase und wird über die Harnröhre ausgeschieden. 

3. Warum sich bei Nagern öfter Harnsteine bilden als bei Fleischressern:

Kaninchen und Meerschweinchen sind Pflanzenfresser. Ihr Harn hat einen höheren pH-Wert als der von Fleischfressern. Der Wert liegt im alkalischen Bereich. Bei diesem pH-Wert fallen Kalziumsalze besonders schnell aus.

4. Wann und warum sich Ablagerungen bilden:

Mit dem Sludge im Harn (Schlamm aus Steinchen) haben Kaninchen und Meerschweinchen normalerweise keine Probleme. Erhalten die Tiere aber eine Ernährung,

  • die wenig Feuchtfutter und
  • große Anteile an Kalzium (Brokkoli, Luzerne-Heu, Körner) enthält,

steigt das Risiko für die Bildung von Blasensteinen.

Bei Innenhaltung wird das Problem durch den Mangel an Bewegung noch verstärkt. Die Harnblase entleert sich nur mehr teilweise. Durch die längere Verweildauer des Harns in der Blase fallen mehr Kristalle aus.

Die Ablagerung wird begünstigt durch:

  • Wenig Bewegung
  • Alte Tiere leiden häufiger unter Blasensteinen als junge Kaninchen und Meerschweinchen
  • Kalziumreiche Nahrung: Luzerne, Brokkoli, Kohlrüben, Trockenfutter, Kraftfutter, Joghurtdrops
  • Übergewicht
  • Angeborene Fehlbildungen der Harnwege
  • Hoher pH-Wert des Harns

5. Welche Symptome auftreten: 

Kleine Harnkristalle, die in geringer Menge vorhanden sind, verursachen keine Probleme. Größere Steine reizen die Blasenschleimhaut und verursachen eine schmerzhafte Blasenentzündung.
Bei einem Verschluss der Harnwege durch einen Stein kann der Harn nicht mehr ausgeschieden werden. Er staut sich bis zu den Nieren zurück. Eine Nierenbecken-Entzündung und eine Urämie (Vergiftung mit Harnstoff) sind die Folge.   

  • Der Harn wird oft in kleinen Mengen abgesetzt
  • Der Harnabsatz ist schmerzhaft
  • Das Fell ist mit Harn verschmutzt
  • Der Bauch ist angespannt, der Rücken gekrümmt
  • Das Tier leckt ständig an der Öffnung der Harnröhre
  • Der Harn ist dunkel, eventuell sind Blutspuren erkennbar
  • Bei den männlichen Kaninchen und Meerschweinchen entzündet sich die Vorhaut und schwillt an
  • Das Kaninchen magert ab

6. Wie die Diagnose gestellt wird:

  1. Bei einer Harnuntersuchung können die Kristalle unter dem Mikroskop nachgewiesen werden.
  2. Der Urin enthält Eiweiß, Blut und Bakterien. Die Konsistenz ist ähnlich einer Paste.
  3. Im Blut sind der Harnstoff-Wert und die Entzündungswerte deutlich erhöht.
  4. Die Blasensteine können auch mithilfe von Röntgen und Ultraschall dargestellt werden. 

7. Wie eine Therapie erfolgt: 

  • Kleinere Steine können mit einem Katheter und einer Spülung der Blase entfernt werden.
  • Für die Entfernung großer Steine ist ein operativer Eingriff notwendig.
  • Durch harntreibende Medikamente wird die Ausscheidung der Blasensteine gefördert. 
  • Die Fütterung wird auf Frischkost und reichlich Wasser umgestellt.

8. Wie ist die Prognose?

Bei einer rechtzeitigen Behandlung verschwinden die Symptome rasch. Ist das Nierengewebe bereits geschädigt, leidet das Tier an einer Nierenschwäche. Diese und die Entzündung des Nierenbeckens verlaufen häufig tödlich.

9. Wie Sie Blasensteinen bei Kaninchen und Meerschweinchen vorbeugen können: 

Trotz der Probleme sollten Kaninchen und Meerschweinchen nicht kalziumarm gefüttert werden. Kalziummangel verursacht schwere Erkrankungen!

  • Füttern Sie Frischfutter: Salat, Apfel, Gras, Wurzelgemüse
  • Sorgen Sie für reichlich frisches Wasser
  • Futter, das große Mengen an Kalzium enthält, sollte nur in geringen Mengen angeboten werden: Luzerne, Heu, Johannisbrot, Pellets, Buntfutter
  • Füttern Sie Trockenfutter und Kraftfutter nur in kleinen Mengen. (z.B. als Belohnung, besonderes Leckerli)
  • Sorgen Sie für genügend Bewegung durch einen Auslauf mit einer Größe von mindestens sechs Quadratmetern
  • Vermeiden Sie Übergewicht.

Muss ein Kaninchen oder ein Meerschweinchen bei Harnsteinen von einem Tierarzt untersucht werden?
Lassen Sie Ihr Tier immer schon bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung untersuchen. Die Entzündung ist schmerzhaft und beeinträchtigt das Allgemeinbefinden des Tieres.

10. Zusammenfassung

Blasensteine treten bei Kaninchen und Meerschweinchen in Wohnungshaltung besonders häufig auf. Eine gesunde, tiergerechte Fütterung und reichlich Bewegung kann die die Bildung von Blasensteinen verhindern.

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