Die Dynamik der Gruppe: friedlich Zusammenleben und ordentlich zicken

Meerschweinchen leben gerne in der Gruppe
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Haltung/Gruppe/Verhalten - update 01/04/20

  • Meerschweinchen darf man nicht alleine halten
  • Wichtige Tipps für die Zusammensetzung von Gruppen
  • Warum Dreiergruppen meist nicht so gut funktionieren
  • Was man tun kann wenn es nicht klappt


Meerschweinchen sind soziale Tiere, die sich nur in Gegenwart von Artgenossen wohl fühlen. Daher sollten Meerschweinchen niemals alleine leben müssen. Für die Zusammensetzung von Gruppen gibt es aber mehrere Möglichkeiten, die abhängig vom Charakter der Tiere besser oder schlechter funktionieren können. Denn Meerschweinchen können in kleinen oder sehr großen Gruppen friedlich zusammenleben – und in kleinen oder sehr großen Gruppen durch ordentliches Gezicke auffallen.
 

1. Traute Zweisamkeit

Laut österreichischem Tierschutzgesetz müssen Meerschweinchen zumindest in Gesellschaft eines weiteren Meerschweinchens gehalten werden. Die Zweiergruppen sind nicht unumstritten, aber Meerschweinchen können sehr harmonisch zu zweit leben, wenn die Chemie zwischen den Tieren passt. Hat man nur Platz für zwei Tiere,

  1. ist die Haltung von einem Kastraten mit einem Weibchen durchaus zu empfehlen.
  2. Auch die Haltung von zwei Weibchen
  3. oder von zwei Böcken ist möglich. Ob die Böcke bei der reinen Bockhaltung kastriert sein sollten oder nicht, daran scheiden sich die Geister. Es gibt jedenfalls gute Erfahrungswerte mit Frühkastraten. 

Ein kleiner Nachteil der Zweiergruppen ist die Gefahr, dass sich die Tiere langweilen. Gerade bei der Haltung eines Pärchens können aber beide Tiere einen Großteil ihres natürlichen Verhaltensspektrums ausleben, denn auch Kastraten verhalten sich noch wie „echte“ Böcke.

Das größte Problem bei Zweiergruppen ist, dass man nach dem Tod eines Partnertieres sehr schnell einen neuen Partner beschaffen muss, was nicht immer eine ganz einfache Aufgabe ist.
Sehr ängstliche Meerschweinchen sind häufig in einer größeren Gruppe besser aufgehoben, weil sie sich in Gesellschaft von mehreren Artgenossen sicherer fühlen als nur zu zweit.

2. Das dritte Rad am Wagen

Statt einer Zweiergruppe kann man auch eine Dreiergruppe halten, wenn man Platz für drei Meerschweinchen hat. Dreiergruppe, die

  1. aus einem Kastraten und zwei Weibchen bestehen, funktionieren meistens sehr gut.
  2. Bei gleichgeschlechtlichen Gruppen sind Dreiergruppen aber häufig keine gute Lösung.
  3. Erfahrungen zeigen, dass Dreier-Bockgruppen oft nicht über einen längeren Zeitraum stabil bleiben.
  4. Und auch bei Weibchengruppen kann eine Dreiergruppe anstrengend werden.
  5. Versucht man zwei Böcke mit einem Weibchen zu halten, ist die Katastrophe überhaupt vorprogrammiert. Auch hier können Frühkastraten eine Ausnahme von der Regel sein.

3. Aller guten Dinge sind vier

Die Vierergruppe gilt im Allgemeinen als ziemlich ideale Gruppengröße. Auch hier sind es vor allem die Haremsgruppen mit Kastraten, für die die Vierergruppen besonders geeignet sind. Aber auch gleichgeschlechtliche Gruppen haben mit vierköpfiger Mannschaft eher Bestehen als ungeradzahlige Gruppen.

4. Oder noch mehr

Diese Aufzählung würde sich beliebig fortsetzen lassen. Natürlich kann man Haremsgruppen mit Kastraten auch in Fünfer- oder Sechsergruppen halten, wenn man wirklich viel Platz hat. Interessant wird allerdings das Verhalten von Meerschweinchen in sehr großen Gruppen, auch wenn das für die Heimtierhaltung nicht von Relevanz ist.

Denn bei sehr großen Gruppen bilden sich kleinere Untergruppen, meistens ein Bock und ein paar Weibchen. Auf diese Art und Weise können auch mehrere Meerschweinchenböcke mit Weibchen harmonisch zusammenleben. Die Böcke sind unter diesen Bedingungen nicht ständig dahinter her, den anderen Böcken die Weibchen auszuspannen, sondern können es gut akzeptieren, dass der Nachbar auch ein paar Frauen hat. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Böcke beim Heranwachsen gelernt haben, mit anderen Böcken, vor allem auch erwachsenen Böcken, umzugehen.

5. Zur Wahl der optimalen Gruppengröße

Eines ist jedenfalls klar, bevor man sich entscheidet, sollten in der Heimtierhaltung folgende Dinge bedacht werden:

  • der vorhandene Platz,
  • die verfügbare Zeit und
  • auch das Budget für Futter, Einstreu und Tierarztkosten sollten immer eine Rolle bei der Entscheidung spielen, wie groß die Gruppe werden soll.
  • Es kann durchaus vorkommen, dass mehrere Tiere gleichzeitig erkranken und dann entsprechende Pflege und tierärztliche Betreuung brauchen.
  • Auch eine Urlaubsbetreuung zu organisieren fällt immer schwerer, je mehr Meerschweinchen man hält.
  • Ganz abgesehen davon, dass der Haussegen auch in einer größeren Gruppe durchaus schief hängen kann und es passieren kann, dass man eine Gruppe teilen muss.

 

Zur Autorin Dr. Marion Reich

Dr. Reich ist Initiatorin der Seite meerschweinchenberatung.at. Diese Plattform hat zum Ziel, Informationen zu Meerschweinchen, ihrer Haltung, ihrem Verhalten, Aspekte der Zucht und des Einsatzes von Meerschweinchen in tiergestützter Pädagogik und Therapie und anderen Themen rund ums Meerschweinchen zur Verfügung zu stellen.

 

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