Ausgezeichnete Maulkorb-Studie

Mag. Ursula Aigner, Canis sapiens, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, Gerichtssachverständige, Verhaltensbiologin
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Österreichische Autorinnen gewinnen „Improving Pet Welfare Award“

Juni 2021: Ein österreichisches Autorinnenteam um Dr. Christine Arhant von der veterinärmedizinischen Universität Wien wurde mit dem „Improving Pet Welfare Award“ ausgezeichnet. Auch Petdoctors-Expertin Mag. Ursula Aigner war im Team dabei und vor allem mit der Erstellung des Fragebogens befasst.

„Owners reports on the use of muzzels and their effects on dogs: an online survey” ist der Titel der Studie, für die die vier Autorinnen einen der beiden Awards bekamen, die das Journal of Veterinary Behavior des Wissenschaftsverlages Elsevier jährlich vergibt und der bereits zum zweiten Mal in Folge nach Österreich ging.

In der Studie geht es um Fragen wie

  • unter welchen Umständen, wie oft und wie lange Hunde Maulkorb tragen müssen,
  • welche Typen von Maulkörben verwendet werden und welche geeignet sind,
  • wie man Hunde an das Tragen von Maulkörben gewöhnen kann oder
  • welche Auswirkungen der Maulkorb auf das Verhalten haben kann.

Fazit:

Jeder Hund kann irgendwann in die Situation kommen, einen Maulkorb tragen zu müssen, sei es wegen gesetzlicher Bestimmungen, beim Tierarzt, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei unzähligen anderen Gelegenheiten.  Deswegen ist es sinnvoll, jeden Hund an den Maulkorb zu gewöhnen. Durch gezieltes Maulkorbtraining mit Futter gewöhnen sich Hunde positiv und schneller an das „unbekannte Objekt“ im Gesicht.

Doch in der Praxis erleben Trainer*innen und Tierärzt*innen oft die Situation, dass kein Maulkorbtraining erfolgt ist, in dem Glauben, der Aufwand würde sich nicht auszahlen. Die

Praxis ist anders:

Viele Hundebesitzer*innen verzichten auf Maulkorbtraining, weil sie meinen, dass  sich das Training für wenige Notwendigkeiten nicht auszahlt. Viele Halter*innen gehen einfach davon aus, dass der Hund sich den Maulkorb ohne Widerstand anlegen lässt. Einige Hunde ertragen diese Zwangsmaßnahme auch mehr oder minder stoisch, manche sind aber sehr gestresst und zeigen mehr und mehr Meideverhalten, das auch in Aggression umschlagen kann. “Wenn ein Hund beim Anblick des Maulkorbs seine Nase oder den gesamten Körper wegdrehen oder gar weglaufen möchte, wird das Problem offensichtlich.“ sagt Aigner im Gespräch mit Petdoctors. „Aber auch bei Hunden, die das Anlegen über sich ergehen lassen, kann das Wohlbefinden negativ beeinflusst sein.“

Aigner rät daher zu gezieltem Training, um für Sicherheit und Wohlbefinden zu sorgen.

„Das Training erfordert nicht einmal viel Zeit, einzig Regelmäßigkeit und Konsequenz sind wichtig.“, so Aigner, „Jede positive Interaktion mit dem Maulkorb macht die Notwendigkeit des Tragens für ihn angenehmer und reduziert Stress. Vor allem wenn der Hund für tierärztliche Versorgung einen Maulkorb benötigt, ist positives Training wichtig, damit Maulkorb und unangenehme oder schmerzhafte Maßnahmen nicht miteinander verknüpft werden.“ Aus ihrer Trainingspraxis berichtet sie: „Manche Hunde sind vom Maulkorb im Gesicht so irritiert, dass sie erstarren oder seitwärts/rückwärts gehen. Andere sind überfordert, weil ihr normales Erkundungsverhalten wie Schnüffeln oder gewohnte Beschäftigung wie Suchspiele eingeschränkt sind. Um also einerseits Sicherheit zu gewährleisten, aber besonders auch um das Wohlbefinden der Hunde zu erhalten, sollte positives Maulkorbtraining in jeder Hundeschule Standard sein. Dies ist im Alltag wichtiger als so manch anderes gängiges Hundeschul-Kommando/Signal.“

Wie sieht der richtige Maulkorb aus:

  • ausreichend groß, dass der Hund bequem das Maul öffnen kann (hecheln zur Temperaturregulierung muss möglich sein)
  • luftdurchlässig und möglichst leicht sein
  • darf nicht zu Scheuerstellen oder Wunden führen (scharfe Kanten, Aufliegen auf empfindlichen Nasenschwamm)
  • der Hund muss trinken können
  • sowie Leckerlis nehmen können

Den Info-Folder der Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz gibt es hier: https://www.tierschutzkonform.at/wpcontent/uploads/2020/10/www.tierschutzkonform.at-der-passende-maulkorb-fuer-ihren-hund-fttt-folder-maulkoerbe-1.pdf

Für die Studie wurden fast 2000 Hundebesitzer anhand eines Online-Fragebogens im Durchschnitt zwischen 15 und 20 Minuten lang befragt. Knapp die Hälfte der Hundehalter gab an, dass ihr Hund einen Maulkorb nur dann trägt, wenn es die gesetzlichen Bestimmungen vorsehen, ungefähr ebenso viele sagten, der Hund trägt den Maulkorb in spezifischen Situationen, um einen Biss zu verhindern. Etwas über 21 Prozent der Hunde tragen nie einen Maulkorb.
Es zeigte sich, dass durch gezieltes Maulkorbtraining basierend auf positiver Bestärkung und durchgeführt über mehrere Wochen Stresssignale beim Anlegen als auch beim Tragen reduziert werden können. Dieses Ergebnis unterstreicht die Sinnhaftigkeit von Maulkorbtraining als Routinemaßnahme für jeden Hund.

Die Studie:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1558787820301027?via%3Dihub

Das Autorenteam:

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