Stalin geschüttelt

Stalin artikel
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Von Tierärztin Dr. Eva-Christina Grafl-Tendl


 
„Russisches Sprichwort: Hilf am Schlachtfeld nur den Soldaten, die schreien. Die leben noch. Da lohnt es sich.“ Begeistert schildert uns die schöne Russin ihre Einstellung zum Thema Zahnbehandlungen und Narkose.
 
Auch ihr zahnwehkranker Chihuahua Stalin teilt mir seine Meinung bezüglich einer Zahnbehandlung ungeschönt mit. Er versucht mir ins Gesicht zu schnappen und den Kollegen hinterrücks totzubeißen. Aber haha! Total kaputte Zähne! Nix Schlacht von Stalingrad.
 
„Sie wollen also, dass ich dem Hund die Zähne ohne Narkose ziehe?“ Die schöne Russin nickt heftig. Stalin (der Hund) hat sich in ihre Arme geflüchtet und wird richtig durchschüttelt. Vor lauter Schütteltrauma vergisst Stalin (der Hund) sogar, dass er uns eigentlich gar nicht mag und versucht erfolglos, quer über den Behandlungstisch in unsere Richtung abzuhauen.
 
„In Moskau machen das alle Tierärzte ohne Narkose. Alles machen die ohne Narkose. Sogar schneiden. Die schneiden ohne Narkose. Die sind nicht so verweichlicht wie sie.“
Verweichlicht. Voll schön. Ich sehe mich mit meinem Kollegen in der Transsibirischen Eisenbahn den Baikalsee entlangfahren, wir stoßen mit Pfefferminztee auf unsere Patienten an (mein Kollege und ich sind Tierärzte-pussys) und der frisch zahnsanierte Stalin (der Hund) liegt fröhlich schwanzwedelnd auf meinem Schoß und mein Kollege und ich streicheln ihn abwechselnd, während wir uns über Kernspaltung und das Leben und generell alles unterhalten.
 
„Нечего на зеркало пенять, коли рожа крива!!!!!“(1) Au weia. Mein Kollege und ich sitzen ja gar nicht in der Transsibirischen Eisenbahn. Wir stehen in einer Ordination mit einer schönen Russin, die mich gerade auf russisch anschreit und wie wild Stalin (den Hund) schüttelt. („Shake it, baby!“)
 
Drei Stunden später. Stalin begrüßt schwanzwedelnd sein Frauchen. Operation gelungen. Narkose perfekt gelaufen. Kein Schütteltrauma. Stalin (der Hund) und wir haben Waffenstillstand geschlossen. Geht ja gar nicht anders, denn Stalin (der Hund) hat kaum noch Zähne im Mund (und hey! kein Zahnweh zu haben macht fröhlich!)
 
Die schöne Russin überreicht uns mit den Worten „Хрен редьки не слаще.“ (2) eine Flasche Wodka. Und grinst. Mein Kollege tippt auf seinem Iphone herum und meint dann, dass um 20.40 der nächste Flieger nach Moskau gehen würde, winkt mit einer frischen Packung Pfefferminztee und grinst. Und plötzlich muss ich auch grinsen.
 
Russische Übersetzungen:
(1) Beschuldige nicht den Spiegel, wenn dein Gesicht schief ist.
(2) frei übersetzt: Ist doch jetzt auch schon wurscht.
 

petdoctors.at Expertin:

Dr. Eva Christina Grafl-Tendl, Bvetmed ist Tierärztin und eine von vier Tierärzten weltweit (und davon die einzige Frau), die in der Zone Tschernobyl forschen darf, unter anderem zu Seuchenprävention und den Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf den Organismus. Sie hat eine Auszeichnung der ukrainischen Regierung für besondere Dienste an der Zone, ist ehrenamtliche Tierärztin im Tierheim Bratislava und ehemaliges Mitglied der Ethik- und Tierschutzkommission an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Und sie ist laut Eigenbeschreibung „eine der vehementesten Tollwutimpfpraxen in ganz Wien, seit ich mit der Schaufel in Tschernobyl mitten im Red Forrest auf einen tollwütigen Waschbären draufhauen musste und gesehen hab, wie elendig ein Viech an der Tollwut verreckt.“
 

www.tierordination-penzing.at
 

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