5 Phytotherapeutika für beschwerdefreies Altern

Hundegesicht mit ergrauten Haaren
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Phytotherapie, Katze, Hund, Kleintier, Geriatrie - Update 02/04/20

  1. Weißdorn - Crataegus 
  2. Schwarz- und Grüntee – Camellia sinensis 
  3. Tempelbaum – Ginkgo biloba 
  4. Johanniskraut – Hypericum perforatum 
  5. Ginseng – Panax ginseng

Unsere Haustiere werden immer älter und der Eintritt in das Seniorenalter ist ein langsam verlaufender Prozess. Um ein beschwerdefreies Altern zu ermöglichen und die Lebensqualität unserer tierischen Senioren zu verbessern, können auch natürliche Pflanzenteile im Rahmen der geriatrischen Phytotherapie eingesetzt werden.

1. Weißdorn - Crataegus

Weißdorn, ein Strauch aus der Familie der Rosengewächse, ist vor allem in Nordamerika weit verbreitet. 22 der 300 Arten sind auch in Europa heimisch. Die Sträucher mit der hellen Rinde tragen von Mai bis Juni üppige, weiße Blüten. In Mitteleuropa findet man vor allem drei Arten:

  • den eingriffeligen,
  • den zweigriffeligen und
  • den großkelchigen Weißdorn.

Die heilende Wirkung von Weißdorn wurde in Europa bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. von Dioscurides erwähnt. Auch in der TCM und der Medizin der amerikanischen Indianer wird Weißdorn eingesetzt. In der römischen Antike galt der Strauch als heilig. Er wurde auch später noch als Schutzpflanze zur Abgrenzung von Grundstücken und zur Abwehr böser Geister verwendet. Kinderwiegen aus Weißdornholz sollten den Austausch der Kleinkinder gegen Wechselbälger verhindern.

Seit 2016 wird Weißdorn als traditionelles Arzneimittel in Deutschland anerkannt. 2019 wird er zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Anwendung: In der Phytotherapie werden die Zweige mit Blüten (Crataegi folium cum florae) und die Scheinfrüchte, die eigentlich Samenkapseln sind, (Crataegi fructus) verwendet. Eingesetzt werden vor allem Extrakte und Teezubereitungen aus Zweigen und Blüten. Vor allem in Tee bleibt das Flavonoidmuster vollständig erhalten.
Inhaltsstoffe: In Weißdorn sind oligomere Procyanoidine, die zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen, enthalten. In Blättern und Blüten kommen bis zu 2,5 mg Flavonoide, wie Hyperosid, Rutosid und Vitexin, vor.
Wirkung: Weißdorn erweitert die Herzkranzgefäße und verstärkt die Durchblutung des Herzmuskels. Die Schlagkraft des Herzens wird erhöht. Die Wirkung der Heilpflanze setzt allerdings nicht sofort ein. Eine Anwendung über mehrere Wochen ist erforderlich.
Nebenwirkungen: Weißdorn ist gut verträglich. Bei trächtigen Hündinnen und Katzen sollte die Pflanze erst nach Rücksprache mit einem Tierarzt eingesetzt werden.
Die Wirkungen von Weißdorn sind durch mehrere Studien belegt.

2. Schwarz- und Grüntee – Camellia sinensis

Schwarztee und Grüntee werden aus den Blättern desselben Teestrauchs hergestellt. Während für Schwarztee die Blätter gerollt, erhitzt und fermentiert werden, werden die Blätter für die Herstellung von grünem Tee schonend gewaschen, gedämpft und getrocknet. Sie behalten daher ihre natürliche grüne Farbe, die meisten Inhaltsstoffe des Teestrauchs bleiben unverändert erhalten. Bei schwarzem Tee werden die Zellwände der Blätter aufgebrochen, damit die enthaltenen ätherischen Öle mit dem Sauerstoff der Luft reagieren können, wodurch sich die dunkle Farbe bildet.

Anwendung: In der Phytotherapie werden die Blätter des Teestrauchs eingesetzt.
Inhaltsstoffe:

Schwarztee enthält große Mengen an Methylxanthinen, wie Coffein, Theobromin und Theophyllin. Flavonoide (Catechene), Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren verstärken die gesundheitliche Wirkung. Aminosäuren (L- Theanin), Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine unterstützen die Vitalfunktionen des Körpers.

Grüntee enthält einen höheren Anteil an Catechinen, die dem Tee einen bitteren Geschmack verleihen. Die Menge an Gerbstoffen (Tanninen) ist höher als in schwarzem Tee.

Wirkung:

Die Antioxidantien wirken als Radikalfänger. Sie schützen die Zellen und verhindern den frühzeitigen Abbau der Telomeren. Entzündungsprozesse auf Zellebene werden verhindert, der Zellstoffwechsel kann ungestört ablaufen. Die Wirkstoffe, die in den Teeblättern enthalten sind, wirken wie ein Jungbrunnen auf die Zellen. Das enthaltende Coffein wirkt tonisierend, die Leistungsfähigkeit wird gesteigert. Durch die Gerbstoffe wirken Teeblätter adstringierend, Entzündungen der Darmschleimhaut heilen schneller. Durch die Zellschutzwirkung beugt Tee dem Wachstum von Tumorzellen vor. Die Wirkungsweise von Tee ist durch Studien belegt.

3.  Tempelbaum – Ginkgo biloba

Der bis zu 30 Meter hohe Ginkgobaum, Fächerbaum oder Tempelbaum, existiert bereits seit 300 Millionen Jahren. Er blüht von Mai bis Juli mit kätzchenförmigen Blüten. Die Ernte der ledrigen, zweilappigen Blätter erfolgt von Juni bis August.

Der Ginkgobaum wurde in China als Symbol für ein langes Leben angesehen. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die heilende Wirkung der Ginkgoblätter durch Dr. Engelbert Kaempfer auch in Europa bekannt. Heute gehört der Ginko zu den bekanntesten Heilpflanzen.

Anwendung: In der Phytotherapie werden die Blätter des Ginkgobaums und hoch konzentrierte Trockenextrakte eingesetzt.
Inhaltsstoffe: In den Ginkgoblättern sind Flavonglykoside und Biflavonoide enthalten. Zusätzlich enthalten die Blätter Terpenlactone, wie Ginkgolid A, B, C, J und M, sowie Bilabolid, ein Sequiterpen. Keine Heilwirkung haben die acyclischen Säuren (Chinasäure, Ginkgolsäure, Ascorbinsäure), Gerüststoffe und Kohlenwasserstoffe.
Wirkung: Die Ginkgolide und Bilabolid steigern die Durchblutung und wirken im zentralen Nervensystem antioxidativ. Die Gehirnzellen werden geschützt und regenerieren sich schneller nach Störungen, die durch Sauerstoffmangel verursacht werden. Die Weiterleitung von Nervenimpulsen wird gefördert. Durch die gesteigerte Durchblutung des Innenohres kann das Hörvermögen von Tiersenioren verbessert werden.
Nebenwirkungen: 

Gubgkolsäure kann bei überempfindlichen Hunden und Katzen Allergien verursachen. Magen- Darmbeschwerden, Erbrechen und Durchfall können auftreten. Da die Wirkung der Ginkgoblätter nur langsam eintritt, sind Allergien eher selten.
In den Samen des Ginkgobaumes ist 4-Methylpyridoxin, das Vitamin B6 hemmt. Eine Abkochung aus Ginkgosamen sollte daher nicht verwendet werden. Es gibt bereits Studien, die genaue Wirkungsweise muss aber noch durch weitere Untersuchungen erforscht werden.

4.  Johanniskraut – Hypericum perforatum

Das echte Johanniskraut zählt zu den Hartheugewächsen. Die kriechende pflanze trägt von Juli bis August gelbe Blüten. Die Blätter verursachen beim Zerreiben eine rote Färbung. Einige Pflanzenteile weisen eine leichte Giftigkeit auf.

Die heilende Wirkung von Johanniskraut ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Die Heilpflanze sollte auch vor bösen Einflüssen schützen.

Anwendung: In der Phytotherapie werden vor allem die Blüten und Blätter des echten Johanniskrauts verwendet.
Inhaltsstoffe: Johanniskraut enthält 15 % Hypericine. Die sich vor allem in Blüten und Knospen befinden. Diese bestehen aus Hypericin, Pseudohypericin und ähnlich zusammengesetzten Substanzen. Zusätzlich sind Flavonoide und Bioflavone enthalten. Hyperforin und Adhyperforin aus Blüten und Früchten wirkt wie ein natürliches Antibiotikum. Spathulenol, ein Sesquiterpen, das im ätherischen Öl enthalten ist, wirkt immunsuppresiv.
Wirkung: Johanniskraut unterstützt die Nerventätigkeit und beeinflusst die Ausschüttung von Botenstoffen. Es wirkt gegen depressive Verstimmungen und beseitigt Unruhe und Nervosität. Angststörungen und panikartige Zustände können positiv beeinflusst werden. Bei durch Angst verursachten Störungen des Herz- Kreislaufsystems wird der Blutdruck gesenkt. Bei Blähungen und chronischem Durchfall bewirken die enthaltenen Terpene eine Heilung der entzündeten Darmschleimhaut. Johanniskrautöl kann zur Pflege von Narben und zur Behandlung von durch die Sonne gereizten Haut verwendet werden.
Nebenwirkung:

Johanniskraut steigert die Lichtempfindlichkeit der Haut, es wirkt phototoxisch. Da mit verschiedenen Medikamenten Wechselwirkungen auftreten können, sollten Sie Johanniskraut nur in absprache mit Ihrem Tierarzt verwenden. Einige der Wirkungen sind durch Studien belegt. Die gemeinsame Wirkung aller Wirkstoffe ist aber noch nicht restlos geklärt.

5. Ginseng – Panax ginseng

Der hauptsächlich in Korea, China und Sibirien in Waldgebieten wachsende Ginseng gehört zu den Araliengewächsen. Heute erfolgt der Anbau zur Gewinnung der Wurzeln weltweit.

Die krautige Pflanze wird ungefähr 60 cm hoch und bildet mehrere spindelartige Wurzeln aus.

Ginseng wird in der TCM und der koreanischen Medizin seit Jahrtausenden als Heilpflanze eingesetzt. In Asien gilt die Wurzel als Sinnbild eines gesunden und langen Lebens. Im 17. Jahrhundert wurde die Ginsengwurzel durch Seeleute auch in Europa bekannt. Im 20. Jahrhundert konnten die Wirkungen nachgewiesen werden. Die Pflanze ist heute auch von der Hochschulmedizin anerkannt.

Anwendung: Die Wurzel des weißen Ginsengs wird geschält, gebleicht und getrocknet verwendet. Bleibt die Schale erhalten, steigt die Menge der Inhaltsstoffe. Die rote Ginsengwurzel wird nach einer Behandlung mit Wasserdampf getrocknet.
Inhaltsstoffe: Weißer Ginseng enthält doppelt so viele Ginsenoide wie roter Ginseng. Gemeinsam mit Triterpenen (Saponoide) bilden sie die Hauptwirkstoffe.
Wirkung: Ginseng wirkt leistungssteigernd. Die Konzentrationsfähigkeit steigt. Nach längeren Erkrankungen ist die Rekonvaleszenzphase deutlich verkürzt. Die Lungenfunktion wird positiv beeinflusst, die Sauerstoffversorgung des Körpers verbessert.
Nebenwirkungen:  Bei Überdosierung können Nervosität und Durchfälle auftreten. Leidet Ihr Tier an erhöhtem Blutdruck, sollte es keine Ginseng- Präparate erhalten, da diese eine Erhöhung des Blutdrucks verursachen können. Das Immunsystem wird gestärkt, stressbedingte Erkrankungen treten seltener auf. Vor Operationen sollte Ihr Tier Ginseng nicht erhalten, da dieser die Blutgerinnungszeit verlängert. Die Wirkungen von Ginseng sind durch Studien gesichert.

Lassen sie sich vor der Anwendung von Phytotherapeutika von einem Tierarzt beraten, um schwere Nebenwirkungen zu vermeiden. 

Petdoctors Experte Dr. Stefan Reischl

ist mit Herz und Seele Tierarzt. 2001 eröffnete er seine Ordination in Wien Währing und begann sich schon sehr früh sich mit Methoden der Komplementärmedizin auseinander zu setzen. Zahlreiche Fortbildungen im In- und Ausland folgten. Neben der Schulmedizin setzt er Komplementärmedizin, insbesonders Phytotherapie zur Behandlung seiner PatientInnen ein. Sein umfangreiches Wissen aus Theorie und Praxis teilt Tierarzt Dr. Reischl mit den Userinnen und Usern auf petdoctors.at.

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